arduina.net

Rammert, Werner (1993): Technik aus soziologischer Perspektive: Forschungsstand, Theorieansätze, Fallbeispiele. Ein Überblick. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Vorwort:

Technik aus soziologischer Perspektive:

  1. Eine soziologische Tatsache. Sie entsteht als Produkt sozialer Prozesse und Sozialstrukturen schreiben sich in sie ein. Aus dem Umgang mit Technik gehen wiederum Folgen für den sozialen Wandle aus. Technik herzustellen und sie zu verwenden ist soziales Handeln.

  2. Hinter der Technik stehen Akteure, die sie erzeugen, mit Bedeutung versehen, und gestalten.

  3. Technik durchläuft verschiedene Entwicklungen in gesellschaftlichen Teilsystem, in denen die Projekte jeweils umcodiert werden.

-> Technik als soziales Phänomen



TEIL 1 VON DEN FOLGEN DER TECHNIK ZUR SOZIALEN DYNAMIK TECHNISCHER ENTWICKLUNGEN


Kapitel 1: Konturen der Techniksoziologie. Begriffe, Entwicklungen und Forschunsfelder einer neuen soziologischen Teildsiziplin

  1. Begriff der Technik

Techniksoziologie beschäftigt sich mit der sozialen Dynamik der technischen Entwicklung: Implikationen, Neuerungen für Handeln und Verhältnisse sowie die Konstitutionsregeln, mit Beachtung der “heimlichen Lenkung” durch kulturelle Leitbilder. - Technikgenese: Soziale Bedingungen der Erfindung, Konstruktion und Entwicklung von Technik - Technikfolgenabschätzung: soziale Wirkung der Ausbreitung, Institutionalisierung und Aneignung

Trennung zwischen Sozialem und Technik ist nicht selbstverständlich, sondern historisch, u.A. ist diese Grenzziehung ist Untersuchungsgegenstand.

Definitionen:

Technik: Alle künstlich hervorgebrachten Verfahren, Gebilde, Artefakte, die in soziale Handlungszusammenhänge zur Steigerung ausgewählter Wirkungen eingebaut werden. Technik ist das gesellschaftlich insitutionalisierte Ergebnis methodisch suchenden/erfindenden Handelns. Sie umfasst Instrumente, Kunstfertigkeiten und Kenntnisse, um intendierte Zustände zu erzielen und Unerwünschte zu vermeiden.

Technik im engeren Sinne: Sachtechnik, Häufig fallen darunter eher sachliche Artefakte, stoffliche Verkörperungen mit dauerhaft zugewiesenen Funktionen.

-> Machina, ein Apparat, der Grenzen organischer Kraft überwindet, Handlung tritt in den Hintergrund (als kompetentes Ingenieurshandeln oder Bedienung). Nachteil: Schließ nicht-materielle Elemente aus.

Technik im weiteren Sinne: Handlungstechnik, also alle Verfahren eines Handelns und Denkens, die methodischen Operationsregeln folgen und einen bestimmten Zweck anstreben. Gebete, Rhetorik, Schwimmen, Fischen, Bergbau. Strategisch und an einem Verfahrensschema orientiert.

-> Techne, das kunstfertige Vorgehen unter Reflexion auf die beste und wirksamste Form/Mittel. Nachteil: Bezieht alle soziologischen Felder mit ein.

Daraus hat sich kein allgemeiner Technikbegriff entwickelt, da dieser wandelbar ist. Gegenwärtig orientiert sich ein informations- und systemtheoretischer Technikbegriff an der Kybneretik, frei von stofflichen Grenzen, festgelegt durch ein Operationsschema, das die Transformation von Inputs in Outputs regeln.


  1. Historische Entwicklungslinien

2.1. Technische Entwicklung

Marx sah in der Technik die gegenständlichen Äußerungsformen des aktiven Verhaltens des Menschen zur Natur. Trennung zwischen Produktivkräfte und Produktionsverhältnissen, die ein mal beförderndes, mal einschränkendes Verhältnis zueinander haben, aber ekineswegs technisch-deterministisch. Organisierung der Arbeitskräfte, Kompeotenten und Wissen werden als Produktivkraftentwicklung mit in den weiteren Technikbegriff mit einbezogen.

-> technik als endogene Größe gesellschaftlicher Entwicklung (statt exogen und gegenüber)

Maschinerie nach Marx: Technisch-Organisatorisches System der Fabrikproduktion, wo Erfahrung und Geschicklichkeite der Arbeiter wird durch objektiviertes Wissen und fixe Operationen in Maschinen ersetzt wird. Es ist damit nicht die Technik, sondern das Vergegenständlichen eines neuen Produktionsverhältnisses kennzeichnet die Arbeitsbeziehung.

-> technisch-organisatorischer Wandel

Rate des technischen Wandels: Druck, Kosten zu denken, ist entscheidend. Neue Technologien werden dann eingesetzt, wenn der Preis niederiger ist als der Preis der Arbeitskräfte. Wurde in späteren Werken als nicht-rational aufgezeigt.

2.2 Sachliche Artefakte

Sachlich vermittelte Gesellschaftsverhältnisse nach Marx und Durkheims Erklärungen “soziologischer Tatbestände”. Wohnungen sind soziologishe Tatsachen wie Sitten oder Rechte. Sachen sind sowohl gesellschaftlich einverleibte stoffliche Objekte wie symbolische Artefakte. Beide können moralischen Zwang auf das Individuum auslösen. Nach Hans Linde haben diese Artefakte eine verhaltensregelnde und eine verhältnisbestimmende Qualität.

2.3 Technische Rationalität

Weber: Es liegt eine technische Frage vor, wenn es um die Verwendung der rationalsten Mittel geht, zur Verbesserung des Erfolg in Relation zu den aufzuwendenden Mitteln. So sind sowohl Fabrik als auch bürokratischer Apparat rationale Technik. Sombart: Stufen der technischen Rationalität: - Empirisch-traditionalistisch: Astrologie, Handwerk - Empirisch-rationalistisch: systematisiertes Regelwissen, wie Ingenieurskünste - Wissenschaftlich-rationalistisch: Verwendung exakter wissensch. Erkenntnisse - geprägt durch Entmenschlichung und objektiviertes Denken - schafft neue Bedürfnisse und Profitmotive - Kritik von Jacques Ellul (1964: Technik ist gegenüber dem Menschen bereits autonom)

-> beeinflusste die technokratie-Debatte der 60er: Politische Willensbildungsprozess wird durch Sachwzwänge abgelöst. Technik-Experten geben den one best way vor. Kritik an der Ein-Dimensionalität der technischen Rationalität und herrschaftslegitimierende Funktion von Wissenschaft und Technik.


  1. Hauptarbeitsgebiete und Forschungsergebnisse

3.1 Technikgenese

Behandelt den Entstehungsprozess, indem entweder Erklärungsmuster für die gesamte Entwicklung oder Phasen der Technikgestaltung entworfen werden oder exemplarisch einzelne Fälle der Technikentwicklung rekonstruiert werden.

Gehlen: Aus einem Mangel heraus enstehen Werkzeuge der Organüberbeitung, der Organentlastung und des Organersatzes (auch Nervensystem) Mumford: Betrachtet stattdessen Technik als Folge unterschiedlicher Sozialformen Gilfillan: Evolutions- und Systemtheoretische Ansätze zur Soziologie der Erfindung. Erfindung als viefältiger, endloser Zuwachs von kleinen Modifikationen. Hughes: Untersuchung von Stromversorgungstechniken, ebenfalls systemische Sicht, auch in der wissenschaftssoziologischen Technikforschung angewandt.

Industriesoziologische Technikforschung: Beschäftigt sich mit der vorgelagerten Phase der Technikgestaltung, folgt der Annahme, dass Technik aus ökonomischer Orientierung heraus entsteht. Der implizierte ökonomisch-technische Determinismus wird durch das Konzept von technisch-organisatorischem Wandel agehlöst, das weitere Faktoren einbringt; Rationalisierungsstrategien, Produktionskonzepte, arbeitspolitische Verfassungen. Mittlerweile werden auch industriepolitische Arrangements und Technologiemärkte berücksichtigt.

Innovationsforschung such nach Faktoren in der Phase der Neuerung - nicht nur Konkurrenz, sondern auch Forschungsausgaben und Innovationsstrategie (defensiv - offensiv) sind entscheidend. Liegt eher ein demand pull oder ein technology push vor? Weist in die Richtung, dass defensive Neuerungen der Nachfrage folgen und radikale Innovationen eher Angebotsdruck ausüben und von kleineren Unternehmen initiiert.

Wissenschaftssoziologische Technikforschung betrachtet die Phase der Forschung und stellt den Unterschied zwischen technischem und wissenschaftlichem Forschungshandeln heraus.

Fallstudien zu speziellen Technikentwicklungen - leiten die Genese und Prägung einer Technik aus der Logik der ökonomischen Verwertung oder Herrschaftssicherung her. Akteurstheoretische Ansätze heben die Interessen und Strategien relevanter Akteure und die Machtkonstellation in den Arenen hervor. Es gab eine Kontingenz der technikentwicklung und Alternativen.

-> Künftig muss Technikgenese-Forschung die verschiedenen Aspekte integrieren und sie entlang der gesellschaftlichen Handlungsfelder differenzieren.

3.2 Technikfolgenabschätzung

Versachlicht Debatten, ermittelt Folgen frühzeitig mit wissenschaftlichen Mitteln, klärt über Alternativen auf.

Ogburn: Pionier der Technikfolgenabschätzung. Stellte These des Cultural Lag (kulturelles Hinterherhinken) auf und untersuchte soziale Effekte technischer Erfingungen: Anpassung von Institutionen an technische Erfindungen und Entdeckungen spielt zentrale Rolle im gesellschaftlichen Wandel. VErforschte Vielfältigkeit der sozialen Effekte (zahlreiche soziale Folgen einer Technik) und Konvergenz (erst zusammen entfalten technische Entwicklungen ihre soziale Wirkung, bspw. Automobil und Telefon).

-> Technologieentwicklung als multi-linear

Industriesoziologie untersucht die qualitativen Folgen von technischer Entwicklung (ggü quantitativ, das macht die Ökonomie). Das einfache Ursachen-Folgen-Modell wurde auch in der Industriesoziologie abgelöst. Automatisierung bspw. führt nicht notwendigerweise zu einem Abbau von Leistungsdruck, es ist eher eine Frage der Rahmenbedingungen. Die konkreten Folgen sind selbst Teil von arbeitspolitischen Strategien und rücken in den Fokus als Technikgestaltung. Auch bei Alltagstechniken, bspw. im Haushalt hängen die konkreten Folgen vom individuellen oder kollektiven Stil der Technikverwendung ab, bspw. wenn Waschmaschinen nicht entlasten, sondern zu einer erhöhten Sauberkeitsnorm führen.

-> Technikfolgenforschung wird zur Technikgestaltungsforschung

Soziale Implikation des technischen Mediums: Laut McLuhan sind die Eigenheiten des technischen Mediums prägender als die übermittelten Sinngehalte, so hat der Buchdruck bspw. Wahrnehmungsschemata verändert. Sie verändern auch das Selbstverständnis des Menschen - körperliche Geschicklichkeit, Intelligenz werden herausgefordert, Mensch nun emotionales Wesen? Auch die Beziehungen zur Erde bspw. oder von Eltern und Kindern werden durch Technologien geprägt.

-> Wandel der sozialen Implikationen: Vergrößerung des Spektrums der Technikfolgenabschätzung:

-> Ausblick: Sozialwisschenschaftliche Technikforschung wird sich mehr mit Bedingungskonstellationen der Erzeugung (!) und Verwendung von Techniken in den verschiednene funktionalen handlungsbereichen und soziokulturellen Mileus der Gesellschaft zuwenden, Ankopplung an andere soziotechnische Komplexe


Kapitel 2: Technikgenese - Stand und Perspektiven der Sozialforschung zum Entstehungszusammenhang neuer Techniken


  1. Zur Entwicklungsdynamik der Technik

Fokus liegt oft auf den Folgen, statt der Genese, aber mit zunehmender Diskussion wendet sich der Fokus auf die Erzeugung von Technik und es steigt das Interesse daran, die soziale Entwicklungsdynamik von Technik aufzuklären.

-> Technik als soziales Projekt

Reduktionistische Erklärungsstrategien: Logiken der Technikfolgen wurden auf den Enstehungskontext übertragen, aber das ist zu simpel, oftmals spielt sich die Genese in anderen Kontexten und entsprechend nach anderen Prämissen ab. Rückgriff auf ökonomische Logik der Vewertung zur Erklärung ist das weit verbreitetste Beispiel - es vernachlässigt bspw. ästhetische, politische oder militärische Interessen, die bei der Entwicklung prägen. Weitere Erklärungsmuster: “Strukturlogik der Beherrschung” (Beteiligung von Herrschaftsinteressen) und “kulturelle Muster des Naturverhältnisses und des Menschenbildes” die in den jeweiligen Techniktyp eingehen, bspw. der göttliche Auftrag der Beherrschung der Welt - allerdings sind diese Erklärungsbilder oft noch zu wolkig.

  1. Technikgenese

  2. Technikentwicklung verläuft in unterschiedlich strukturierten Teilbereichen der Gesellschaft ab 2. Es sind verschiedene soziale Akteure mit unterschiedlichen Orientierungssstandards und Machpotentialen neben- und nacheinander beteiligt

Methoden der Technikananlyse lassen sich nicht ohne Weiteres auf andere Bereiche übertragen:

-> Es müssen einzelne Systeme mit ihren Akteurkonstellationen, Konfigurationen von Orientierungskomplexen und spezifischen kulturellen Leitbildern jeweils untersucht werden

-> Auch unter betriebswirtschaftlichen Bedingungen liegt eine Konfiguration wissenschaftlich-technischer und ökonomischer Rationalitätsstandards vor

  1. Perspektiven auf die Technikentwicklung

Erklärung der gesamten technischen Entwicklung: Anthropologische Perspektive von Gehlen, Technikentwicklung wird aus der mangelhaften Organaustattung des Menschen. Mumford schließt, dass technische Neuerungen auf soziokulturellen Erfindungen beruhen, das heißt, das Soziale prägt die Technik und nicht umgekehrt. Es geht daher nicht darum, Technologien durch Alternativen zu ersetzen, sondern darum, alternative Organisationsprinzipien für Produktion, Versorgung und Alltagshandeln zu entwickeln. Gilfillan hat in Sociology of Invention 38 soziale Grundsätze, drei Punkte daraus:

  1. Technische Entwicklung ist ein vielfältiger und endloser Zuwachs von kleinen Modifikationen und Perfektionierungen. Innovationen sind evolutionär und kleine Erfindungen kumulieren ihre Wirkung.

  2. Technische Neuerung ist ein Komplex aus verschiedenen Elementen - ein soziotechnisches System. Aus Wissenschaft, Management, Umgangsweisen…

  3. Technische Entwicklung besteht aus Neukombinationen und Milieuveränderungen des Transfers. Selbstbezüglichkeit der Technikentwicklung

Hughes nennt die unterschiedlichen beteiligten Akteure “Systembildner”

-> Selbstbezüglichkeit ist immer auf eine Außenorientierung angewiesen, da es keine innertechnischen Werte gibt. Auch Größe oder Präzision bleiben mit zeit- und kulturgebunden Konzepten verbunden

  1. Phasen der Technikentwicklung

Phase der Technikgestaltung: Umorientierung auf die Probleme der sozialen Gestaltung statt der Folgen. Technische Entwicklung wird zunehmend als gestaltungsoffen angesehen, es werden so bspw. unterschiedliche Managementkonzepte verantwortlich gemacht und spezifische Ausgestaltungen untersucht. Entwicklungsszenarien sind offen, das heißt aber nicht unabhängig, sondern abhängig von bspw. Industrie- und Arbeitspolitiken, regionale Bezeiehungen und Strategien einzelner Akteure.

Phase der technischen Neuerung: Ökonomische Innovationsforschung, zumeist aus USA oder GB, Faktoren des Wachstums werden ermittelt. Studien ergaben, dass insitutionelle oder organisatorische Größen viel stärker differenzierten als Konkurrenz bspw. Weitere zentrale Frage nach demand pull oder technology push (technology push, also radikale neue basisinnovationen sind profitabler und üben Druck aus)

Phase der Forschung: Domäne der wissenschaftssoziologischen Technikforschung. Auffassung hat sich durchgesetzt, dass Technik nicht einfach angewandte Wissenschaft ist. Folgen unterschiedlichen kognitiven Bewährungsregeln und Kommunikationsgemeinschaften und sind in unterschiedlichen sozialen Kontexten institutionalisiert.

  1. Fallstudien zur Technikentwicklung

Meist aus historischer oder politikwissenschaftlicher Forschung, die entweder Fälle als Ausdruck von Herrschaftssicherung oder als Ergebnis von Akteurskonstellationen rekonstruieren. Die strukturlogischen Ansätze haben oft die Vielfalt und Widersprüchlichkeit der Ereignisse ignoriert und sie doch wieder einer ökonomischen Perspektive untergeordnet, mittlerweile setzen sich aber mehr akteurstheoretische Ansätze in der Erklärung durch. Die strategischen Visionen definieren häufig erst das technologische Interesse. Wer überhaupt an solchen Debatten teilnimmt, wie sich die politischen Arenen bilden und welche Richtung sich letztlich als legitim durchsetzen kann ist nich von vornherein festgelegt, sondern einer sozialen Dynamik unterworfen.

-> Wenn Strukturen als verfestigte Ergebnis von kollektiven Handlungen definiert werden, wird der Blick für die Auflösbarkeit und für Alternativen geschärft. Es lassen scih immer wieder historische Umbruchsituationen identifiieren.

Die Selektion zwischen technischen Varianten wird durch die Interessen der stärkeren Akteure bestimmt, die sich auch wandeln über die Zeit sowie über sich verschiebende Machkonstellationen. Weiterhin spielt die politische Kultur eine Rolle, bspw. in der Ablehnung von dezentralem Kommunikationsverhalten.

Alle Fallstudien zeigen, dass kulturelle Traditionen, soziale Visionen und strategische Nutzungksonzepte eine große Bedeutung für die technische Entwicklung, Geschwindigkeit und Richtung haben können.

  1. Die Zukunft der techniksoziologischen Forschung

Aufgaben:

  1. In Teildisziplinen erbrachte Leistungen in übergreifenden Theorierahmen integrieren. Kandidat dafür ist die Evolutionstheorie, sie ist offen für unterschiedliche Umweltkonstellationen und phasenspezifische Mechanismen. Bspw. von Nelson und Winter: 1. Erzeugungsphase in der innovative Strategien der Akteure wichig sind, da sie den Pool vergrößern, 2. Selektion - hier wirkt Markt, Staat, kultureller Wandel, 3. Insitutionalisierung, hier sind Probleme der Irreversebilität zu verorten (d.h. mit einer etablierten Technik, die eine Infrastruktur nach sich zieht, so wie Automobilverkehr, sinken die Chancen von Alternativen, daher birgt die Pflege von Vielfalt von Technologien in zeiten radikalen Wandelns ein Potential an Flexibilität und Innovativität)

  2. Integration der akteurs- und strukturtheoretischen Aspekte der Technikentwicklung

  3. Technische Entwicklung nach ihren Verlaufsphasen und Handlungsfeldern zu differenzieren, es gibt nicht DIE Technik, sondern bspw. Technisierung der Kommunikation, der Hausarbeit… etc.


Kapitel 3: Plädoyer für eine Technikgeneseforschung - Von den Folgen der Technik zur sozialen Dynamik technischer Entwicklungen


  1. Technik erzeugen, Technik beurteilen: eine problematische Differenz

Trennung zwischen Kompetenzen, Technik zu erzeugen und die Folgen der Erzeugnisse abzuschätzen ist bis heute durch die Trennung von Wissenschaft und Praxis, Technologie und Politik, erhalten und führt dazu, dass technsiche Entwicklung von Normen und einschränkenden Praktiken befreit ist und damit rasant voranschreiten kann.

3 Aspekte der Dynamik technischer Entwicklungen

Reaktionsformen: Verwissenschaftlichung (Technikfolgenabschätzung den Betroffenen entziehen) oder auch Remoralisierung technsicher Fragen (neokonservativ und soziale Bewegungen gleichermaßen rufen dazu auf aber verlören Innovationskraft)

-> Innovations-Kontroll-Dilemma

Daraus gibt es keinen Ausweg, außer man richtet laut Rammert die Perspektive auf den sozialen Aspekt der Dynamik. Die sozialen Bedingungen müssen bekannt sein, denn schon dort fallen Entscheidungen über die Technologien und somit die Folgen. Gleichzeitig sind soziale Kompetenzen notwendig, um unerwünschte Folgen und Risiken zu vermeiden.

-> Dritte technikpolitische Strategie, welche die Differenzierung nicht aufgebt, sondern neu arrangiert.

Erst wenn soziale Dynamik technischer Entwicklung bekannt ist, können Hinweise auf die soziale Steuerung gewonnen werden.

  1. Grenzen der Technikfolgenabschätzung

Probleme laut Ogburn: 1. Vielfältigkeit der Auswirkungen (bspw. über 150 Folgen des Radios), Unterschied zwischen unmittelbaren und abgeleiteten Technikfolgen, wobei letztere schwer zu ermitteln sind und die Konvergenz von Erfingungen, die soziale Wirkung entfaltet

-> multi-lineare Technik-Folge-Beziehung

Zeitlich: Die Technikfolgenabschätzung hetzt der Technikentwicklung immer hinterher Sachlich: Spektrum der Folgen erweitert sich mit jeder Veränderung Sozial: Folgen lassen sich nit immer als gewünscht/schädlich etc. klassifizieren, Folgen werden z.T. erst durch Institutionalisierung hervorgerufen und die Bewertung hängt von der Interessendefinition der Akteure ab

Es ist schwierig, allgemein verbindliche Kriterien zu formulieren, es werden daher oft unzulässigerweise Erfahrungen früherer Techniken auf neuere übertragen. Damit möchte Rammert den Weg dafür ebnen, dass sich stärker auf den Enstehungsprozess der Technik fokussiert anstelle nur der Folgen.

–> Die Kurzatmigkeit der Folgenabschätzung lässt sich erst durch eine langfristige Technikgeneseforschung überwinden - im Verbunden können sie die gesetzten Erwartungen erfüllen.

  1. Aufklärung der sozialen Dynamik technischer Entwicklungen

Verbreitete Auffassung in den Sozialwisschenschaften: Technikentwicklung als historisch-gesellschaftlicher Prozess, in dem ökonomische Interessen, politische Machtkonstellationen und kulturelle Wertvorstellungen hineinwirken und gleichzeitig dadurch verändert werden. Unterschiedlich sind die analytischen Herangehensweisen:

  1. Strukturalistische Ansätze: Gehen von einer dominierenden Strukturlogik aus, Logik der Kapitalverwertung oder hegemoniale Kultur. Kritik: Zu grobmaschig. 2. Interaktionistische Ansätze: Betonen, dass technische Artefakte sozial konstruiert sind. Akteure und ihre Visionen, Strategien und Lösungen werden untersucht. Kritik: Bei Mikrostudien geht der größere Zusammenhang verloren.

Dafür muss eine einzelne Technikentwicklung als Handlungsprojekt verschiedener sozialer Akteure gesehen werden und technische Entwicklung als sozialer Prozess rekonstruiert werden

Eine Erfindung ist nicht das Projekt eines einzelnen, sondern die Variante, die von verschiedenen Akteuren mit abweichenden Vorstellungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten ausgewählt oder ausgehandelt wurde. Dafür muss der Blick für frühe Technikgenese (Forschung, Erfindung) interessant sein -> So wird die Vielfalt von Techniksierungskonzepten sichtbar

Was wir heute als effektivste Konstruktionslösung sehen, ist das Ergebnis sozialer Strategien verschiedener Akteure

Telefontechnik unter genetischer Perspektive betrachtet zeigt, dass unterschiedliche Nutzungsoptionen zu Beginn noch konkurrierten, dabei waren sie von kulturellen Vorstellungen geprägt (Dialog, einseitige Benachrichtigung…), später greifen Nutzungsvisionen von Behörden ein.

-> Forschungsinteresse auf frühe Phasen der Forschung und Erfindung ausdehnen, der Kreis der relevanten Akteure wird dadurch vergrößert. -> Blick vom materiellen Artefakt lösen, sondern nach Visionen und Konzepten der Technisierung suchen -> Nicht von dominanter Stellung eines Akteurs täuschen lassen

–> Technikentwicklung als Handlungsprojekte - unterschiedliche Technisierungskonzepte zu verschiedenen Zeiten, mit differierenden Orientierungen der beteiligten Akteure und wechselnden Einflusskonstellationen –> Akteursperspektive kann aber die längerfristigen Technisierungspfade nicht mehr erfassen, da ein Eigengewicht erlangt wird und die abweichenden Strategien der Akteure nicht mehr ins Gewicht fallen

–> ungerichtete Evolution

Evolutionstheorie unterscheidet zwischen - Variation: Such-, Probier- und Forschungshandeln erzeugt einen Pool an Möglichkeiten, die sich immer wieder auf frühere Lösungsideen berufen und neu kombinieren, spielt sich ab in Institutionen, in Labors, etc. - wenig erforscht

Selektion: Ist besser erforscht, aber wird zu oft auf den Markt als selektierend reduziert, daneben gibt es noch Förderprogramme, Patente, Normen, Umweltverträglichkeits-Regelungen… es ist nicht unbedingt the survival of the fittest, sondern Lösungen die zuerst zufriedenstellen und Stabilisierung. Richtet die Frage nach dem relevanten Umfeld und den Auswahlkriterien - es verschwindet damit der Eindruck, dass es nur das Kosten-Nutzen-Kalkül ist, das entscheidet

Stabilisierung: Dauerhafte Institutionalisierung, gesellschaftliche Festlegung auf Pfade. Nachahmung und Anschlusstechnologie sind Teil der Dominanze - Verdrängen andere Technologien, bergen damit aber das Risiko, dass veränderte Umweltfaktoren nicht mehr bewältigt werden können. Frage: Wieviel erfinderische Kapazität wird durch etablierte Technisierungspfade gebunden?

Fragestellungen Wie werden technische Verianten organisiert, welche selektiven Mechanismen gibt es, behindert die Institutionalisierung von Technik die Entwicklung von Alternativen?

Hier können Akteure reflexiv auf die evolutionären Dynamiken eingehen - dazu kann die Technikgeneseforschung beitragen.

  1. Feingriffe statt Eingriffe: Einige allgemeine technikpolitische Schlussfolgerungen

Technologiepolitische Maßnahmen müssen aus differenzierten Vorstellungen technischer Entwicklungen heraus entstehen.

Für die erste Phase: Rahmenbedingungen regulieren, so dass eine Vielfalt an Varianten überhaupt erzeugt werden kann Für die Selektion: Darauf achten, dass neben bereits wirkenden Mechanismen (Militär, Ökonomie) auch Umweltinteressen, Verbraucherinteressen etc. zur Geltung kommen - politische Arenen einrichten Für die Stabilisierungsphase: Mehrere Technisierungspfade zulassen

Daraus folgt: Trennung zwischen Technikerzeugern und Technikbeurteilenden aufheben: Forscher und Erfinder stärker mit Wünschen und Befürchtungen der Anwender und Verbraucher und mit Risikoabschätzungen konfrontieren


TEIL 2 TECHNISCHER WANDEL ZWISCHEN STEUERUNG UND EVOLUTION



Kapitel 4: Technologieentwicklung: Autonomer Prozess und industrielle Strategie


Einleitung: Zwei Annahmen: Verwissenschaftlichung der technischen Entwicklungen & zunehmende Industrialisierung und Vergesellschaftlichung der wissenschaftlich-technischen Forschung - diese Perspektiven widersprechen sich. Ziel des Aufsatzes ist es, diese paradoxale Situation aufzuheben, indem sich der reduktionistischen Perspektive verwehrt wird, die eine Dominanz des einen Entwicklungsmusters über das andere darstellt.

Stattdessen kommt es zur Ausbildung komplexer Handlungsstrategien, die sowohl industriell wie wissenschaftspolitisch neu sind - Beteiligung von Akteuren aus verschiedenen Lagern - Einbeziehung zusätzlicher Kontingenzfaktoren - Vermehrung von Eingriffschancen - Abnahme von Entscheidungsimperativen

Neuer Strategietypus: wissenschaftlich-reflexiv, industrielle und forschungsplanende Entscheidungen koordinierend - ermöglicht Organisation komplexer, systemübergreifender Handlungsfelder -> verspricht Beschleunigungseffekte

  1. Technische Entwicklung und innovatorisches Handeln

Als Ausgangspunkt wird Technikentwicklung als innovatorisches Handelns gewählt. In der Moderne besteht technische Entwicklung vornehmlich in der Erzeugung neuer Techniken. Ordnen das technikbezogene innovatorische Handeln der Forschung als eine auf Erfinden, Entdecken, Vorhersagen und Konstruktion gerichtete Tätigkeit. Forschen als Wissenschaft und Technologie übergeordnet.

Was ist Forschung? Ausdifferenzierung eines bestimmten, auf Erfindung, Entdeckung, Profnose und Konstruktion gerichteter Handlungstypus Entsteht im 13. Jhd., soziale Definition im 15. Jhd., Legitimation im 17. Jhd. (Gründung von Akademien), Professionalisierung im 19. Jhd.

  1. Die Orientierungskomplexe der technischen Forschung

Frage nach den Bezugspunkten der Forschung: Orientierungskomplexe sind Verbindungsglieder zwischen Forschung und den Bereichen, in denen Forschungs institutionalisiert ist - sie sind überlappend und Übergänge

a) Der Orientierungsrahmen der Realitätserkenntnis: Forschung zum Zweck der Realitätserkenntnis b) Der kulturelle Orientierungskomplex: Gesellschaftliche Wert- und Sinnorientierungen (Gesundheit, Hedonismus, ethisches…) c) Der politisch-administrative Orientierungskomplex: Alles was der Staat für seine eigene Ordnungsverwaltung betreibt, Rüstungssektor, Kontrolle, entwickelte sich parallel zum ökonomischen Sektor d) Der ökonomische Orientierungskomplex: Auf Innovation ausgerichtete Erkentnnis und ökonomische Betriebsziele (ca. ab Ende des 19. Jhd)

Folgt den generalisierten Medien der gesellschaftlichen Problemlösung: Wahrheit, Werte, macht, Geld (Luhman) - Forschung wäre ohne diese Komplexe richtungslos. Aufgabenbereiche und Zielhorizonte entstehen nicht durch das Forschungshandeln, sondern durch die Komplexe.

  1. Technologische Rationalität

Technologie offenbar nur Bereitstellung von Wissen, das in den Orientierungskomplexen als relevant gilt - hat technische Entwicklung damit keine Autonomie? Um diesen Dualismus zu umgehen, führt Rammert “technologische Rationalität” ein.

These: Funktionalität und Autonomie der Technologie folgen aus einer spezifischen Rationalität der technologischen Forschung. Technologieentwicklung hat Beschleunigungseffekte, die Orientierungskomplexe zur Anpassung zwingen. Woher kommen diese Handlungsvorteile?

Unterschied zwischen Wissenschaft und Technologie: Heterogene Wurzeln, trotzdem kann nur noch kontextuell unterschieden werden (Rekurs auf Orientierungskomplexe). Gemeinsamkeit: Beide sind über die Kategorie der Forschung an denselben operativen Wahrheitsbegriff gebunden. Unterschied: Jede wissenschaftliche Erkenntnis entwickelt ein Potential zur Konstruktion von Realität auf theoretischer Grundlage (das heißt zur Technologie) und jede Entwicklung von Technik zieht ein wissenschaftliches Interesse nach Rekonstruktion des Funktionierens nach sich.

Wissenschaft: analytisch und reduktionistisch, findet finite Erklärungen Technologie: ist synthetisch und holistisch, ist offen und ziellos, stellt ein Potential dar, hat kein immanentes Erkenntnisinteresse -> Angewiesenheit der Technologie auf Orientierungskomplexe

Forschung führt zur Synthese, ist eine Art Schleuse. Jede Wissenschaft kann zu Technologie werden, jede Technologie verwissenschaftlicht

[Nicht weiter spannend für meine Themensetzung]

  1. Stufen der Interdependenz von Industrie und Forschung

Gesellschaftliche Orientierung der Technologieentwicklung - Beschränkung auf ökonomischen Orientierungskomplex der auf industrielle Entwicklung im Kapitalismus und Verhältnis zur Forschung einwirkt.

Ein modernes Unternehmen ist nicht nur Realisation der Kapitalverwertung, es ist auch Ort der Forschung und Politik.

Akteure wenden reflexive Strategien an, um unterschiedliche, z.T. inkonsistente Rationalitätsmuster zu kombinieren

Geschichtlicher Rekurs:

  1. Kritik reduktionistischer Vergesellschaftungskonzepte

Oft wird nur eine vorherrschende Logik herangezogen, um die Vergesellschaftung zu erklären

Logik der wissenschaftlich-technischen Entwicklung: Abhängigkeit von industrieller Produktion von technologischer Invention, von Logik der Technologieentwicklung beherrschte Gesellschaft - moderne Technik (nach Ellul) ist ein Automatismus von Technikwahlen, die sich am “one best way” und dem Kalkül der Effizienzsteigerung orientieren

Logik der ökonomischen Entwicklung: Statt Verwissenschaftlichung sehen diese Theoretiker eine Subsumtion der Wissenschaft unter das Kapital, allerdings gibt es Innovationen die nich-ökonomischer Forschung entstammen und es mehren sich Techniken die kostenvermehrend sind (bspw. Umweltschutztechnologien) These ist stimmig für die Bernesserungen und Erneuerungen, aber nicht, wenn die reele Subsumtion der Forschung unter das Kapital gemeint ist. Weiterhin wird eine Unterwerfung unter eine abstrakte technologische und ökonomische Rationalität angenommen, oder unter eine Logik der Beherrschung. Technologie wird hierbei als verselbstständigte Form von Klassenherrschaft aufgefasst (Marcuse)

  1. Der Wandel vom industriellen zum wissenschaftlich-reflexiven Strategietyp

Beispielsweise wird die Autonomie der Forschung als Widerstand vernachlässigt, und die rasante Innovation bedrohte auch die Sicherstellung des ökonomischen Erfolgs. Gründung eigener Industrieforschungslabors war auch Ausdruck der strategischen Interdependenz. Gleichzeitig können Forschungsstrukturen nicht komplett dem ökonomischen Rationalitätsmuster unterstellt werden, es würde Produktivität und Kreativität eingeschränkt. Offenere und reflexivere Formen der Verknüpfung zwischen den beiden Rationalitätsmustern mussten entwickelt werden.

Soziale Instanzen und Akteure wurden durch den grenzüberschreitenden Charakter moderner Technologieentwicklung so sehr vermehrt, dass die Steuerung urch eine Logik immer unwahrscheinlicher wird und durch reflexive Selbststeuerung abgelöst wird.

Durch gegenseitige Interdependenz wird eine gemeinsame Leistungssteigerung möglich, die der ökonomischen Effizienz und der wissenschaftlichen Innovativität


Kapitel 5: Akteure und Technologieentwicklung - wie ließe sich Touraines Aussage von der Rückkehr des Akteurs für die techniksoziologische Forschung nutzen?


  1. Das Problem: Der mangelnde Akteurbezug bei der Erklärung von Technologieentwicklung

Zentrale Frage: Wodurch werden technologische Entwicklungspfade bestimmt? Ansätze beziehen sich auf strukturelle Tendenzen und sehen Entwicklungen als Resultate von Strukturlogiken, während Prozesse nicht definiert werden können. Es bedarf einer Theorie kollektiver Akteure, die situative Interdependenz-strukturen und strategische Orientierungskonzepte zu ihrem Gegensatz macht

Merkmale gegenwärtiger Technologieentwicklung:

Das impliziert Ansprüche an Erklärungsansätze:

Grenzen bisheriger Ansätze: Handlungspotential von Akteuren wird nur als Resultat ihrer Stellung in ökonomischen Strukturen gesehen. Der Blick auf soziale Bewegungen und die Remoralisierung bislang technsicher Fragen beispielsweise oder die Politisierung industrieller Produktion baut ein handlungspotential auf, das zur Reorganisation existierender Strukturen führen kann. Lösung nach Touraine: Rückkehr des Akteurs und die Dimensionierung seines handlungspotentials.

  1. Die Kritik: Grenzen der Erklärung durch einsinnige Strukturlogiken

Versuche, Technologieentwicklung anhand einer einzigen Strukturlogik zu erklären sind der sachlichen, zeitlichen und sozialen Differenziertheit nicht mehr angemessen:

Sachlich: Es müssten unterschiedliche Rationalitätsstandards berücksichtigt werden Zeitlich: Es kann nicht die gleiche Strukturlogik für die Invention und Phase der Innovation wirken, dazwischen liegen 10-50 Jahre Sozial: Es sind unterschiedliche Akteure beteiligt mit eigenen Orientieurungsvorstellungen und sie ihre Präferenzen sind Ergebnis einer Strategie, dich Interdependenzen zu anderen Akteuren berücksichtigt

-> Vervielfältigung von Interdependenzbeziehungen führt zu einem neuen Strukturtypus - fügt sich nicht mehr einer einzigen Strukturlogik, sondern erfodert ein Konzept der wechselseitigen Begrenzung von Strukturen. Strukurlogiken haben Geltung für jeweils ein handlungssystem, aber die Struktur der Wechselbeziehung ist nicht durch die Dominanz einer Strukturlogik bestimmt, sondern durch die gegenseitiges Beeinflussen -> Gegenstand historisch-empirischer Forschung. Dafür ist die Akteurperspektive in Kombination mit der Strukturtheorie erforderlich.

Handlungstheorie notwendig, um die Umsetzung der Strukturlogik in die Akteurdynamik

Akteure werden oft lediglich als Platzhalter einer Kapitallogik reduziert betrachtet, bspw. Unternehmer. Auch die Logik der Beherrschung verallgemeinert die strukturelle Machtstellung von Unternehmen gegenüber Arbeitern und politischen Organisationen, so dass sie eher als Opfer von ungleich großen Handlungspotentialen, denn als Akteure gesehen werden. Aber nicht alle Unterfangen führten zum intendierten Resultat, auch Arbeiter haben sich durchsetzen können.

Handlungsdynamik der Akteure ist mit Strukturannahmen nicht zu fassen - Akteure sind selbst an der Reproduktion und Variationen von Strukturen beteiligt - durch begrenzung der Handlungschancen und Steigerung des eigenen Handlungspotentials.

  1. Das Lösungsangebot: Die historische Handlungssystemtheorie Alain Touraines

Erklärungstheorie zwischen methodologischem Stukturalismus und methodologischem Individualismus? Differenz von Akteur- und Systemperspektive

Touraine ersetzt die Trennung zwischen Akteur und System durch eine Interdependenzbeziehung:

Was ist ein Akteur?

-> Unternehmen, soziale Bewegungen, Verbände…

–> Diese kollektiven Akteure sind die gesellschaftlichen Instanzen der Wahrnehmung und Abarbeitung von Strukturpoblemen, sie erzeugen Interpretationsmodelle der sozialen Wirklichkeiten und bilden in Lernprozessen Rationalitätsstandards für ihr Handeln heraus

  1. Die Dimension des Handlungspotentials: Ökonomische, organisatorische und kulturelle Macht

Für den Verlauf der Technikeinführung ist die Machtasymmetrie zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht ausreichen, es müssen die ausgeschöpften Handlungspotentiale angegeben werden

Handlungspotential: Fähigkeit, Dinge/Sachstrukturen zu erzeugen und Handlungssysteme zu organisieren. Wenn Unternehmer die Struktur von Produktionstechnologien festlegen, können sie als strategisch zentrale Akteure gelten

Macht:

Kulturelles Handlungspotential:

-> Dieses kulturelle Modell der Handlungsorientierung kann strukturelle Zwänge überwinden und überschreiten - konstitutiver Ort der Neuerung und Veränderung

Mit dieser akteurorientierten Perspektive lässt sich der gesamte Prozess der Technologieentwicklung differenziert untersuchen:

So lässt sich bspw. die Entwicklung des schnellen Brüters erklären, der weder für Poltitik noch für Ingenieure vorteilhaft ist, die NC Technologie musste auf Druck vertrieben werden, da sie nur dem militärischen Anspruch genügte, aber hohe Kosten verursachte

-> wechselnde Akteurdynamiken in verschiednene Phasen, füllen den von Strukturlogiken offen gelassenen Raum für die Erklärung des Prozessverlaufs

Rammert plädiert für eine Veränderung und Ergänzung strukturtheoretischer Ansätze. Veränderung: Struktur der Ausdifferenzierung von Handlungssystemen mit Strukturlogiken und Interdependenzbeziehungen zum Thema machen Ergänzung: Öffnung für Akteurperspektive, um Strutkurgenese und -variation besser erklären zu können, und indem Interdependenzstrukturen zwischen kollektiven Akteuren und deren Umsetzung in Strategieformulierungen behandelt werden

-> Akteure nicht mehr nur als strukturierte Struktur auffassen, sondern auch als strukturierende Struktur


Kapitel 6: Neue Technologien im Betrieb: Politiken und Strategien der betrieblichen Akteure


  1. Problemstellung

Neue Technologien (computergestützt) bringen einen Strukturwandel mit sich, auf den sich Organisationen und ihre Akteure einstellen müssen

Beitrag: Keine industrie- und betriebssoziologische Perspektive, sondern Akzente aus einer organisationssoziologischen Perspektive, die davon ausgeht, dass der neue Charkater der Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK-T) eine veränderte Betrachtung des Wandels im Betrieb erfodert.

  1. Ein maschinenorientierter Begriff von Technik kann nicht mehr die Besonderheiten der Informatisierung behandeln
  2. Nicht mehr von Einwirkungen der Technologie auf die Arbeitsorganisation ausgehen, sondern ein Konzept für die Strukturierung der Gesamtorganisation des Betriebs entwickeln
  3. Aufzeigen, dass betriebliche Entscheidungen nicht mehr durch ökonomische oder technologische Rationalitätsstandards abgesichert werden, sondern zunehmend als politische Probleme der Institutionalisierung behandelt werden (politische Rationalisierung) - Abstimmung zwischen Akteuren

  4. Informatisierung und betriebliches Sozialsystem

Merkmale, die neue Technologien von Maschinentechnik unterscheiden:

1.

  1. Sie ist in erster Linie symbolisches Artefakt, nicht materielles - es sind zugeschrieben Funktionen, die ihr Verhalten bestimmen
    • Zentraler Ort ist in der Schematisierung und programmatischen Fixierung von Kommunikationsabläufen

Arbeit wurde bisher als elastischere Potenz gegenüber der Technik gesehen - Betriebe wählten erst die Produktionstechnik aus, dann wurde die Arbeit organisiert

Option der mechanisierten Massenrproduktion: Arbeitskräfte sind eng mit Maschinen und technischen Anlagen verkoppelt, Maschinen sind fest verbunden, Arbeitslräfte sind elastischer Faktor (linear fest verkoppelt)

Informatisierte just-in-time-Produktion: Mensch und Maschine werden entkoppelt, technische Elemente werden variabel, just-in-time-Produktion je nach Kundenwunsch, Arbeitskraft wird als kritische Größe einbezogen (differenziert lose verkoppelt)

Dilemma: Option 1 (traditionelle Massenproduktionstechnologie) ist kostengünstig und unabhängig von Arbeitskräften, riskieren aber unflexibel zu sein bei Marktveränderungen, Option II kann zwar flexibel reagieren, hat aber erhöhte Investitionskosten, Umstellung, Abhängigkeiten von Arbeitskräften

  1. Organisationskonzepte zwischen Stabilität und Flexibilität

Neues Problem der Entscheidungsorganisation: Aus vielen Informationen die richtigen heraussuchen.

  1. Option: bürokratisch-hierarchische Organisationsstrukturen - schaffen formale Mechanismen, fixierte Aufgabenteilung, starre Autoritäten… Aufbau und Erhalt von Stabilität
  2. Option: situativ-reagible Organisationsstrukturen - unter turbulenten Umweltbedingungen werden selbstständig arbeitende Einheiten gebildet, die schnell reagieren können, Ablauf ist an Ereignisse gekoppelt, Aufgaben sind variabel,

Dilemma: Option III lässt zwar Unsicherheiten intern kontrollieren, aber auf Kosten von Innovatität, Option IV ist besser an Dynamiken angepasst, führt aber zu Kontrolldefiziten

Daraus ergeben sich extreme und balancierte Typen, die aus Option I - IV wählen

Extremtypen haben wenig Entwicklungschancen, es zeichnet sich ab, dass gemischte und balancierte Strategien die Betriebe eher in die Lage versetzen, mit dem Dilemma lernen und langfristig erfolgreich umzugehen

  1. Entscheidungsprozesse und betriebliche Politiken

[nicht besonders interessant]

These: Die sozialen Beziehungen gewinnen für die Prozessintegration an Relevanz

Entscheidungsprozesse brauchen eindeutige und einheitliche Entscheidungskriterien, diese sind aber je nach Interessen interpretierbar - bspw. durch lokale Rationalitäten oder opportunistische Einstellungen, bspw. durch das Nicht-reporten von Problem an Vorgesetzte

Interessenoffene Mehrdeutigkeit ist bei der Selektion relevanter Infrmationen und bei der Interpretation und Übernahme von instruktiven Kommunikationen (Vorgeben, Anweidungen) - können interessenorientiert zugeschnitten werden, es bildet sich eine Meta-Eben politischer Spiele heraus

[verkürzt da nicht wichtig]


Kapitel 7: Neue Technologien - neue Begriffe? - Lassen sich die Technologien der Informatik mit den traditionellen Konzepten der Arbeits- und Industriesoziologie noch angemessen erfassen?


  1. Das Problem: Befund und Begriff eines technologischen Umbruchs

Theoretisches Dilemma: Theorien, die radikal das Neue erkennen, werden oft durch die Langsamkeit der Entwicklung oder das Auftreten gegenläufiger Tendenzen korrigiert. Theoretiker, deren Blick durch Treue zu ihrem theoretischen Paradigma geprägt ist, wehren sich gegen vorschnelle Annahmen, werden allerdings auch jeden Umbruch in seinen Anfängen verpassen, da sie mit den alten empirischen Maßstäben das Neue nicht erfassen können.

Ramert: Wir haben es durchaus mit einem neuen Technologietypus zu tun, der auch einen qualitativen Sprung in der Entwicklung von Arbeit mit sich rbingt

  1. Signatur und Kern gegenwärtiger Hochtechnologien

Handelt es sich bei der Hochtechnologie um einen modischen Wechsel der Signatur oder tatsächlich um einen Wandel des technologischen Kerns? Drei Indizen:

2.1 Von der Einzelbranche auf Basis einer Technologie zur synthetischen Branche auf der Basis vernetzter Technologien

Industriezweige verschmelzen, Vermischung von Technologien und der Vernetzung von Organisationen

2.2 Von der mechanischen zur informatorischen Kopppelung als Grundlage technischer Neuerungen

Basisinnovationen passieren nun im Bereich der Computertechnologie, LASER, Offset, ICEs…

2.3 Vom Maschinenbegriff der Kinematik zum Maschinenbegriff der Informatik

Maschinenbegriff der Kinematik (Maschine ist eine Verbidnung widerstandsfähiger Körper, welche so eingerichtet sind, dass mittelst ihrer mechanischen Naturkräfte genötigt werden können, unter bestimmten Bedingungen bestimmte Wirkungen auszuüben) - wandelt sich zum Maschinenbegriff der Informatik (eine Einrichtung, die Eingangssignale in Ausgangssignale umwandelt, mit Vielfacheingang und Vielfachausgang. Kybernetischer Informationstheoretiker Norbert Wiener: Maschinen sind gleichzeitig Gerät und Nachricht, gewährleisten das Übertragen von Nachrichten. Der Kern des Neuen ist die technsiche Kommunikation, als vierte Funktion, löst die Regelung von rigider Steuermechanik und menschlichen Führung ab, und bildet einen eigenen Komplex der Regelungstechnik.

Gegenwärtige technologische Theorien haben scih von Konzepten der Orts- und Formveränderung, energetischen Umwandlung zu Konzepten der Regelung von Prozessen, der Übertragung von Nachrichten und der Verarbeitung von Informationen bewegt, Kybernetik, Informatik und Systemtheorie bilden die Grundlage

  1. Perspektivwechsel in der Industriesoziologie I: Von der Arbeit sans phrase zur Arbeit als Interaktion und Kommunikation

-> Suche nach Indizien für eine Verschiebung oder begriffliche Neufassung

3.1 Vom instrumentalistischen zum interaktionistischen Arbeitsbegriff

3.2 Vom industrialistischen Konzept ausführender Fabrikarbeit zum kommunikationstheoretischen Modell organisierter Arbeit

–> Es braucht einen neuen begriff der Arbeit, um diese erfassen und kritisieren zu können. Mit der Differenzierung von technsicher und sozialer Kommunikation lassen sich kritische Gesichtspunkte gewinnen. Aspekte der Organisierung von Kommunikation und Kotnrolle werden dadurch stärker gesehen

  1. Perspektivenwechsel in der Industriesoziologie II: Von Werkzeug und Maschinerie als Produkionsmittel zur Technik als Medium

Mediatisierung der Werkzeuge - informationstechnsiche Tools sind anders als ein Hobel bspw.


Kapitel 8: Wer oder was steuert den technischen Fortschritt? - Technischer Wandel zwischen Steuerung und Evolution


  1. Technischer Wandel als soziologisches Problem

Kapitel:

  1. Welche Theorien gibt es
  2. WER kommt infrage den technischen Fortschritt nach eigenen Interessen zu orientieren? Bzw. Welche Möglichkeiten haben Akteure, steuernd einzugreifen?
  3. Konzept wird skizziert zwischen Steuerung und Evolution, und die eindeutige Orientierung entlang von einer Strukturlogik bestritten

  4. Was steuert den technischen Fortschritt?

Alle folgenden Theorien fragen nach der Logik, die technische Entwicklung determiniert:

2.1 Logik der menschlichen Gattungsentwicklung: Technische Entwicklung als Koevolution von Organ- und Symboltechniken und Funktionen des menschlichen Handelns, vom Bewegen der Hände bis zur Krafterzeugung, Wahrnehmung, Regeln durch technische Konstruktionen objektiviert

Kritik:

2.2. Eigenlogik des technischen Fortschritts: Technokratie, Dominanz technsicher Kategorien, Produktivkrafttheorie (Marx) - die in Produktivkräften eine determinierende Struktur für gesellschaftliche Verhältnisse sieht

Vorteil: Technik wird als gesellschaftlich relevante Größe gesehen und ihre Erscheinungsformen werden untersucht Kritik:

2.3 Logik ökonomischer Verwertung

Zählt zu den Theoriefavoriten - Annahme, dass technische Entwicklung den Regeln der Ökonomie folgt.

Dilemmata:

2.4 Logik der Herrschaft und Kontrolle

Kritische Abestzung von der Logik ökonomischer Verwertung - betonen die Kraft von Herrschaftsverhältnissen, bspw. hegemonie der herrschenden Klasse, Dominanz des männlichen Geschlechts. Bspw. Zerschlagung von Technologien durch feudale Klasse, Unterwerfung der Frau unter männlich entwickelte Technologien, oder bessere Überwachung der Mitarbeiter, diese stärkt die kapitalistische Herrschaftsstruktur in Betrieben.

Kritik: Die Vorstellung von blockartiger und zeitlich invarianter Herrschaftsstruktur löst sich in der Empririe auf

Zwar schlagen sich unterschiedliche Machkonstellationen in der Entwicklung und Verwendung nieder, allerdings mit wechselnden Machtpositionen, Strategien und Interessendefinitionen der kollektiven Akteure, die an der Projektierung und Implementierung der Technik beteiligt sind.

2.5 Logik kultureller Leitbilder

Annahme, dass bspw. Technikentwicklung im Westen durch universlae Rationalisierung geprägt, im Orient eher durch sanfte konvivale Technik. Feminstische Kritik an der am männlichen Leitbild orientierten aggressiven und destruktiven Technikentwicklung.

Kritik:

Allerdings wäre es aufschlussreich, wenn ihre Leitsemantiken für die Orieniterung in Ingenieursdisziplinen präzisiert werden könnten

-> Alleinvertretungsanspruch der 5 Logiken wird relativiert. Einsinnige Strukturlogiken als Erklärungen sind der Vielschichtigkeit technischen Wandels nicht angemessen. Rammert plädiert dafür, die theoretischen Konzepte für die Analyse technischen Wandels stärker zu differenzieren:

In Sachlicher Hinsicht: Zwischen Typen der Technisierung unterscheiden - sachliche Artefakte oder Handlungs- und Symboltechniken? Produktionsmaschinen oder Kommunikationsmedien? Zunächst muss das Projekt der Technisierung identifiziert werden (bspw. nachrichten übermitteln) und dann die Variationen analysiert werden. Bedeutung einer Technik entsteht aus dem Zusammenspiel von Eigenheiten der Medien, Formen, Entwürfen, Nutzungskonzepten, Umgangsstilen.

In zeitlicher Hinsicht: Für die Aussagen müssten die Phasen spezifiziert werden, allerdings wird sich meist auf die späteren Phasen der Innovation, also Technikwahl oder Technikanwendung, bezogen. Laut Rammert ist es aber gerade die frühe Phase der Technikgenese, wo Vorentscheidungen darüber getroffen werden, welchen Charakter die später realisierten und immer wieder modifizierten Techniken annehmen. Zu diesem Zweck Orientierungskomplexe untersuchen, welche die weitere Entwicklung vorstrukturieren, die dann später wieder umgeformt werden kann.

In sozialer Hinsicht, da Mangel an sozialer Kontextualisierung - wo wird Technik determiniert? Und durch fehlenden Akteursbezug. Über welche Akteure vollzieht sich die Ausrichtung?

-> Technik durchläuft von Anfang bis Institutionalisierung nacheinander und nebeneinander mehrere Teilbereiche der Gesellschaft

  1. Wer steuert den technischen Fortschritt?

Akteure: Soziale Kollektive, die strategisch wirken können. Soziale Integration der Handlungen kann von unterschiedlicher Art sein formal (Organisationen), normativ (soziale Bewegungen), kognitiv (Wissenschaft)

-> Vorstellung, dass ein einzelner Akteur steuert, scheidet aus.

Steuern: Abschwächung gegenüber Determinieren. Mit Kenntnis anderer beeinflussender Faktoren und der Interaktionsweisen einem System Vorgaben machen.

-> Wer steuert den technischen Fortschritt wird zu “Wie zentral sind einzelne Akteure gegenüber Anderen an der Orientierung technischer Entwicklung beteiligt?”

3.1 Der Staat:

3.2 Soziale Bewegungen:

3.3 Wirtschaftsunternehmen:

3.4 Wissenschaft:

-> Es gibt also weder eine dominante Strukturlogik, noch einen dominanten Akteur.

These: An der Prägung der technischen Entwicklungspfade sind jeweils verschiedene soziale Akteure in wechselnden Konfigurationen beteiligt. Sie unterscheiden sich durch ihre Beziehung zu den Codes des ausdifferenzierten Teilsystens, durch strategische Steuerunsmittel, über die sie verfügen und durch ihre Konzepte und Visionen der Technisierung.

  1. Vorschlag für einen theoretischen Rahmen und für eine Antwort auf die Frage

Wer oder was steuert nun den technischen Fortschritt? Wird zu

  1. Welche Steuerungsvorgaben werden einzelnen technischen Entwicklungen von welchen ausdifferenzierten Teilsystem der Gesellschaft mit ihren jeweiligen Orientierungskomplexen gemacht?

Technischer Fortschritt -> viele einzelne Entwicklung Strukturlogiken -> funktional ausdifferenzierte Teilsystem (wirtschaft, Politik, Wissenschaft) Technik -> ein dem Sozialen äußeren Medium, in dem sich die Formen der Teilsysteme einprägen

Projekte der Technisierung, Formen technischer System und Umgangsweisen mit Technik sind Gegenstand soziologischer Analyse

In Organisationen werden die jeweiligen Codes zur Geltung gebracht. Gleiche Elemente werden in unterschiedlichen Organisationskontexten - bspw. wissenschaftich oder militärisch - unterschiedlich reorganisiert. Bspw. Entwicklung ziviler Atomtechniken als Umcodierung vorhandener wissenschaftlicher konzepte

  1. Welche Akteure setzen sich in welchen Phasen der technischen Entwicklung und mit welchen Technisierungsvisionen in Konkurrenz oder Koalition mit anderen Akteuren durch

Gespaltenheit zwischen Technik außer Kontrolle zu sehen und andererseits auf die Kontrolle von Technologie zu setzen, spiegelt sich in den Theorien wieder: Strukturlogiken unterstreichen die ZWangsläufigkeit von Technologie, soziale Akteure werden auf die Rolle der Vollzugsorgane oder Opfer des technischen Fortschritt zurückgedrängt. In der technischen Entwicklung wird eine Eigendynamik gesehen, die nicht aufzuhalten ist. Auf der Mezo- und Mikroebene werden den Akteuren rationale Gewähltheit und soziale Konstruiertheit der Techniken hervorgehoben. Soziale Zwänge werden von Akteuren außer Kraft gesetzt.

Aber: Technischer Wandelt folgt weder einer Strukturlogik, die außer Reihweiter der Akteure liegt, noch bietet er sich für die Steuerungsintentionen der Akteure an. Die Analyse bedarf eines theoretischen Rahmens, mit der technische Wandel zwischen Steuerung und Evolution konzipiert wird: Verbindung zwischen Evolutionstheorie (Luhmann) mit Technikgenese (Pinch/Bijker)

Evolutionstheorie [Alles folgende bis Teil III recht wirr, da auch unvollständig von Rammert dargestellt]

Verbindung von Evolutionstheorie und Sozialkonstruktivistischer Theorie:

Wie kann eine Evolutionstheorie bei einem sachlichen Artefakt greifen? Indem Technik vom sachlichen Artefakt gelöst wird. Sie ist ein soziales Projekt in welchem mit bestimmten sachlichen Artefaken auf eine bestimmte Art und Weise umgegangen wird. Ähnliche Artefakte werden mit unterschiedlicher Bedeutung aufgeladen.

Technischer Wandel kann unter dieser evolutionären Perspektive als mehrstufiger Prozess konzipiert werden. Umfasst Generierung, Konstruktion, Implementation, Institutionalisierung - diese eint aber kein geradliniges band, wie das Phasenmodell es sufferiert, jedes Mal handelt es sich um eine neue Kombination der Elemente und Rgeln, wobei die Umgebungen und Codes jedes Mal wechseln.

Anhand dieser Theorie kann nach den dominanten Akteuren für zeitliche Phasen gefragt werden oder nach dem funktionalen Primat eines gesellschaftlichen Teilsystems.

Wer oder was steuert technische Entwicklung? Antwort: Vorherrschende Thesen von der Dominanz der Wirtschaft und des Militärs müssen eingeschränkt werden, da sie eher für spätere Phasen der Innovation gelten und auch dort kulturellen und politischen Einflüssen ausgesetzt sind. Genau genommen treffen Militär und Wirtschaft immer auf vorgeformte Technikenvarianten, an deren Entstehung sie keinen Anteil hatten.

Den zentralen Ort vermutet Rammert in der Forschung - dort entstehen neue Projekte, aus wissenschafltichem Forschen (Erkenntnisgewinn) und technisches Forschungshandeln (Nützlichkeit, Effizienz) Aktuelle neu auftretende Technologien entstehen aus der Kreuzung von Wissenschafts- und Ingenieurskulturen.


TEIL 3 Die verschlungenen Bande zwischen Technik und Alltagsleben



Kapitel 9: Technik und Alltagsleben - Sozialer Wandel durch Mechanisierung und technische Medien


  1. Der Wandel alltäglicher Lebensformen unter dem Eindruck neuer Techniken

Oft wird die Veränderung der betrieblichen Arbeit erfährt weitaus mehr Beachtung als alltägliche Umwälzungen, bspw. das WC, Herd, Waschmaschine, Motorisierung, Elektrifizierung der Kommunikation, auch diese werden teilweise als Revolution begriffen, aber Giedion spricht von “anonymer Geschichte”, wenn es um den grundlegenden Wandel der alltäglichen Lebensformen geht.

Alltagsleben: Soziales leben außerhalb der Erwerbsarbeit, Haushalt, Freizeit, Familie - hat sich über Jahrhundert kaum verändert, aber in den letzten 150 jahren rasant: Ofentypen, Fortbewegung, Reisen, Distanzen, die zurückgelegt werden, Zeiterfahrung.

Mit der Veränderung von Raum- und Zeitstrukturen ändern sich auch soziale Praktiken und Verhältnisse, es wird bspw. eine telfonische Anmeldung vor einem Besuch erwartet.

Theoretische Deutungsnagbeote rund um die Technisierung und den Wandel des Alltagslebens: Rationalisierung, Modernisierung, Kultivierung und postmoderne Pluralisierung

Modernisierungstheorie: Arbeits- und Kostenersparnis, Freisetzung von Ressourcen Industriekritische Perspektive: Neue Standards brauchen die Ressourcenersparnis auf, universelle Standards zersetzen die Eigenheiten des Alltags

-> Dabei werden industrielle Arbeitswelten auf den Haushalt übertragen

Postmoderne: Geht vom Eigensinn und Vielfalt kultureller Wirklichkeiten aus, als Gegenwelt zur einheitlichen Moderne

-> Teilen die Ansicht, dass das Alltagsleben an der Entstehung und Aneignung Anteil hat, im Unterschied zur Moderen, die or allem ökonomische formt und den Alltag beeinflusst, stehen hier partikulare Kulturen im Blick, Praktiken des Alltags formen Technik

Begriff der Technik: Sachliche Erscheinungsformen, auch das technische Abwassernetz, im größeren Verband, als Systeme, in denen Elemente verknüpft sind

Begriff der Technisierung: Sozialer Prozess, Handlungsabläufe zu schematisieren, zu zerlegen und neu zu kombinieren und fixieren, damit sie dauerhaft zu einem Zweck funktionieren - sachliche Artefakte können Teil davon sein.

Intention Rammerts: Zusammenhand/Interdependenzen zwischen technischem und soziokulturellem Wandel hervortreten lassen, anhand des Haushalts und der Kommunikation

  1. Mechanisierung der Tätigkeiten im häuslichen Alltag

Mechanisierung: Übersetzung von bewegungen in eine künstliche Vorrichtung, auch durch Veränderung der Handlungsabläufe

Geschichte reicht weit zurück und war nicht immer auf Nützlichkeit abgerichtet, sondern auch auf Wunderbares und Verzauberung statt Rationalisierung. Im 19. Jhd Siegeszug der Nützlichkeit in der Textilbranche, führte zur industriellen Revolution, infolge dessen wandelten sich die materiellen Bedingungen im Alltag.

-> Das waren die strukturellen Voraussetzungen für die Umwälzung des Alltags, aber die Mechanisierung von Haushalten erfolgte später, durch drei bedingungen:

  1. Haushalte mussten an technische Infrastruktursysteme angeschlossen sein
  2. Mussten bei Ingenieuren Ideen entstehen, wie diese im Haushalt nutzbar waren
  3. Mussten ökonomische Voraussetzungen stimmen - Einkommen der Massen mussten steigen, Preise mussten fallen
  4. Kulturelle Modelle, die das Empfinden, Denken und Begehren im Alltagsleben orientieren mussten sich wandeln, bspw. American Way of Life und veränderte Sichtweisen auf Frauen in Haushalten

Die meisten Geräte dienten der Zeitersparnig, aber ob sie zu weniger Arbeit beitrugen entschied die Verwendung - so stiegen Hygienestandards und das Auto führte dazu, dass größere Wege in Kauf genommen und vorausgesetzt wurden

-> Unterschied der Mechanisierung des Haushalts zur Arbeitswelt: Mit den Haushaltsarbeiten soll kein Einkommene rzielt werden, sie unterliegen keiner ökonomischer Bewertung

Eine Maschinisierung der Tätigkeiten im Haushalt kann daher nicht systematisch betrieben werden, Interaktionen können nur umverteilt werden. Technik ist eher Unterstützung als Ersatz der Tätigkeiten.

-> Es fand keine Industrialisierung statt, eher eine Familiarisierung Feminisierung, Aufgaben wurden externalisiert, die Haushälte wurden kleiner und intimer und den Frauen wurden die Haushaltstätigkeiten zugeordnet, geschlechtsspezifische Arbeitsteilung

Es war keine Entlastung, sondern Umverteilung der Lasten: Freisetzung von Reinigungsarbeiten -> gewissenhafterer Einsatz und erhöhte Sauberkeitsstandards Erleichterung des Kochens -> anspruchsvollere Küche Verminderung der Hausarbeiten -> Verschönerung des Heims

Keine Befreiung von ungleichheiten, die Haushaltstechnisierung passt sich den jeweiligen sozialstrukturellen und kulturellen Gegenheiten an

Individualisierung: Mit Arbeitsplatzspezialisierung, Wohlstand und Eigenheimbau rückten private und individuelle Werte in den Vordergrund, was zu einem neuen Typen von Technik führte, der individuelle Freiheit steigern sollte: Individualverkehr, eigener Waschautomat, durch Emganzipierung Zweitwagen etc.

Technik wurde irgendwann auch Ausdruck des individuellen Lebensstils - demonstrativer Konsum, technische Differenziertheit wurde Material für persönlichen Ausdruck

  1. Die Mediatisierung der Kommunikation im privaten und öffentlichen Alltagsleben

[kurzer historischer Abriss über Schrift und Druck]

Wie wirkt sich das auf die Alltagskommunikation aus und wie wird Kommunikation durch Alltagspraktiken selbst beeinlusst?

Eigenschaften der Meden stellen nur eine erste Dimension dar, in der räumliche und zeitliche Welten der Kommunikation vorstrukturiert werden. Wie andere technscihe Erfindungen unterliegen Medien auch Prozessen der gesellschaftlichen Institutionalisierung und ihrer Kultivierung im Alltagsleben

Das Telefon beispielsweise hatte lange mit sozialen Hindernissen zu hadern ehe es sich verbreitete, viktorianische Etikette, wilhelminische Autorität… erst mit der Modernisierung des Alltagslebens nahm es an Fahrt auf und änderte auch die Kommunikationskulturen

Kultivierung:

-> Jeweilige kulturelle Rahmung eines technischen Medium im Alltagsleben hädt es mitunterschiedlichen Beduetungen auf, woraus sich Praktiken und Stile des Umgang ergeben

Die technischen Medien beeinflussen wiederum das alltägliche Leben, durch Informationsdichte, verändertem Kommunikationsverhalten, etc.

  1. Krisen der Veralltäglichung - Erneuerung technsicher Leitorientierungen

generell scheinen Technisierungen im Alltagsleben reibungsloser zu sein als in der Industrie, wo soziale Konflikte und ökonomische Krisen mit verbunden sind, aber auch hier gibt es Problem, diese sind aber eher “kulturell Konflikte”. - Akzeptanzkrise: Die einen betonen die Verluste, die anderen sehen Fortschritt und Emanzipation. - Krise durch Veralltäglichung: Wenn eine Technik etabliert ist und dann unvorhergesehen Nebenfolgen erzeugt, beruht häufig auf Masseneffekten, wie Umweltbeeinflussung

-> Stellen das gesamte Modell der industriellen Modernisierung des Alltagsleben infrage, aber eine Umorientierung ist unwahrscheinlich, da Techniken im Alltag mit Infrstruktursystemen verzahnt sind, wie Schienen oder Wasser, und somit mit Geldmitteln und Gruppeninteresse (siehe nachgerüsteter Automobilverkehr statt Abschaffen des Individualverkehrs)

Nur vereinzelt gibt es Bereiche in denen alternative, sparsamere und intelligentere technische Praktiken erprobt werden, bspw. im Solaranlagenbau ec.


Kapitel 10: Der nicht zu vernachlässigende Anteil des Alltagslebens selbst an seiner Technisierung


Auch in der Technisierung des Alltagslebens gibt es keine einzelne Kraft, die in eine Richtung weist, weder Werbung noch Angebotsmacht der Produzenten kann die Entscheidungssouveränität der Konsumenten grundsätzlich überspielen

Es war nicht der industrielle Kapitalismus selbst, der unmittelbar zu einer Modernisierung der Lebensweise führte. Es war ein Wandel des Alltagslebens selbst: Die Umorientierung auf ein neues Modell der Lebensführung (American Way of Life)

-> konsumeristisches Paradigma

Im Alltagsleben gab es eine starke Hinwendung vom Öffentlichen zum Privaten, damit wurde der Weg geebnet für die Waschmaschine (statt der Wäscherei)

-> Herrschaft der Mechanisierung wurde dem Alltag nicht oktroyiert, sondern durch den kulturellen Paradigmenwechsel im eigenen Bereich vorbereitet

Technisierung im ökonomischen System folgt einer einsinnigen Rationalität, im Alltagsleben wird die Wahl der Technik durch eigensinnige Mischungen von Rationalitätsstandards bestimmt. In der Alltagspraxis gelebte Modelle ergeben die Auswirkungen, von Technik-Freaks bishin zum demonstrativen Luxuskonsumenten.

Rückkoppelung/Wirkung auf die Industriegesellschaft: Neue Techniken verlieren schnell ihre Aura als Droh- oder Heilmittel, wenn sie einmal angeeignet sind, daraus entsteht eine generelle Akzeptanz und damit Trägheit des Alltagslebens, die weitere Innovationen angesichts sozial und ökologisch unverträglicher Masseneffekte zu blockieren

Auch aus dem Alltagsleben heraus entstehen Impulse und Druck auf industrielle Kernsysteme - Remoralisierung technischer Fragen bspw., Entfaltung anderer Bedürfnisdynamik

-> Das Alltagsleben ist nich das ANhängsel der industriellen Kernsysteme, sondern eine eigenständige und kulturell orientierende und politisch bewegende KRaft neben der ökonomischen und technisch-wissenschaftlichen


Kapitel 11: Machenisierung und Modernisierung des privaten Haushalts - Grenzen ökonomischer Rationalisierung und Tendenzen sozialer Innovation


  1. Technische Innovation und Rationalisierung im Haushalt: Wege aus der wirtschaftlichen Stagnation oder Wege in die Modernisierungsfalle?

Fragestellung des Kapitels: Lassen sich Technisierung und Rationalisierung im Haushalt analog zur industriellen Rationalisierung betrachten? Und unter welchen ökonomischer, technologischen und soziokulturellen Bedingungen schafft ein innovationsschub in neuen Haushaltstechniken Arbeitsplätze & Aufschwung?

Bewältigung von krisenlagen durch Rationalisierung des Haushalts steht den steigenden Kosten des technsichen Fortschschritts entgegen. Ein ökonomiekritischer und soziologischer Blick sieht die steigenden Kosten und sozialen Nebenwirkungen. Schlussendlich soll das industriell-konsumeristische Paradigma infrage gestellt und Alternativen aufgezeigt werden.

  1. Neue Techniken in den Haushalten und wirtschaftlicher Aufschwung

Die “mirkoelektronische Revolution” wird von vielen als eine impulsgebende Basisinnovation (Bezug auf Kondratieff-Zyklus) gesehen. Bestrebungen, die Haushaltstechnik mikroelektronische zu erneuern gewinnt damit an bedeutung als Katalysator für wirtschaftlichen Aufschwung.

Gershuny: Ausdehnung der Dienstleistungen wird durch private Anschaffungen ersetzt. Steigende Preise für Dienstleistungen, sinkende Preise für Geräte und steigende Netto-Einkommen führen zu einer Expansion des Marktes. Außerdem haben auch haushalte sich wandelnde Versorgungsweise (soziale Innovation)

-> Führte zu einem Aufschwung in den 50/60er Jahren (Wirtschaftswunder) mit dem Wechsel von der traditionellen zur modernen Versorgungsweise: Erwerb und Konsum vorgefertigter Waren und der Erwerb technischer Geräte zur Rationalisierung der traditionellen und zur Eigneerstellung neuer Leistungsfunktionen (Radio)

Führte zu einem Wirtschaftlichen Aufschwung - ist das gleiche auch für einen Innovationsschub in den Haushalten zu erwarten?

Ökonomisch: Nein, die Potentiale sind fast erschöpft und es wird strukturelle mehrkosten da (höhere Werbekosten, Wefall der verwandtschaftlichteten Versorgung) Technologisch: Nein, Mikroprozessor ist nur eine neue Basisinnovation, Geräte können dadurch verfeinert oder vernetzt werden Soziokulturell: Nein, denn alternative Paradigmen der Versorgungsweise haben bisher noch nicht viel Akzeptanz

  1. Das Paradigma der industriell-konsumeristischen Rationalisierung und seine Grenzen

Behandelt wird die Modernisierungsfalle: Es ist der Erfolg des industriell-konsumeristischen paradigmas, das es an seine Grenzen bringt

Modernisierung des privaten Haushalts:

Organisierung: rationelle Nutzung der menschlichen Arbeitskraft, Mitglieder des Haushalts gehen als Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt Technisierung: Stetig fortschreitender grat der Mechanisierung und Elektrifizierung der Tätigkeiten, nehmen Arbeit ab, stellen aber auch neue Aufgaben und stellen Zwänge auf Verwissenschaftlichung: Erfahrungswissen wird ersetzt durch Expertenwissen - insbesondere bei Funktionsstörungen oder bei der Auswahl Kapitalisierung: Haushalte verfügen über hohes vergegenständlichtes Kapital - Geräte, Autos, etc.

Das industriell-konsumeristische Paradigma der Rationalisierung hatte eine hohe Durchsetzungs- und Überzeugungskraft. Es versprach Entlastung, private Wohlfahrt, Autonomie und Komfort, hinzu kommen aber neue Risiken und Abhänigkeiten und Verluste

Welche Folgen gibt es?

Das Problem daran ist das ökonomisch verengte Paradigma, das einen bestimmten Stil der Haushaltsführung zum universell effektiven und rationalen Modell erhebt und andere Versorgungsweisen missachtet. Traditionelle Versorgungsstrukturen werden leichtfertig verdrängt, Modernisierung zerstärt sozaile Netzwerke

–> Problematisch ist nicht die Modernisierung des privaten Haushalts mit organisatorischen, technischen und wissenschaftlichen Mitteln, sondernn ihre endenz zur Monokultur und zur Kolonialisierung kultureller Lebensformen und kommunikativer Praxis

  1. Kulturelle Gegenbewegungen als soziales Experimentierfeld für eine post-konsumeristische Versorgungsweise?

Von einer eng geführten Modernisierung hin zu einer offenen Modernisierung, neue soziale Bewegungen liefenr Ansätze:

Alternativunternehmen und gemeinschaftlich wirtschaftendes Haus: Formen des gemeinsamen Arbeitens und Lebens werden erprobet, woe Trennung zwischen betrieb und Haushalt überwunden werden soll, starke Arbeitsteilung und die einseitige Belastung der Frau mit Haushalts- und Psychologieaufgaben wird aufgebrochen

Eine neue Mischung von zunehmend individualisierter lebensstil, kollektiv organisierte Versorgungsweise - stammt ebenfalls aus dem Druck, den die Frauenbewegung auf herkömmliche Rollen ausübt

Offener Zugang zu technischen Infrastrukturen, selbstbestimmte Nutzung und Kontrolle der technischen Geräte und kollektrive Nutzung technischer Anlagen in technsichen Communities und biologisch-dynamischen Landwirtschaftsbetrieben

Ökologiebewegung - bewusstere Lebensweise, Verringerung des Fleischkonsums, Verringerung von Verpackungen…

Gensossenschaften senken den einzeln aufzubringenden Kapitalanteil, Wohngemeinschaften schmälern die Gründungskosten eines Haushalts, es können effektivere Geräte angeschafft werden.

-> Nicht die Suche nach neuen Technologien oder nach zusätzlichen Anwendungsgebieten führen aus der Modernisierungsfalle heraus, sondern das Entwerfen und Erproben neuer Lebens- und Versorgungsweisen, die der Individualisierung der Lebensstile größeren Spielraum geben und die kollektive Versorung reorganisieren. Die soziale Innovation musss in diesem existentiellen Bereich der technischen Innovation vorausgehen und ihr den Weg weisen.


Kapitel 12: Der Anteil der Kultur an der Genese einer Technik: Das Beispiel des Telefons


  1. Kulturelle Orientierung der technischen Entwicklung: Eine unterschätzte Forschungsperspektive

Oft werden ökonomische Orientierungskomplexe privilegiert und die kulturelle Perspektive wird vernachlässigt. Laut rammert, da die Technikgenese als Phase kaum beachtet wurde und weil Techniken aus dem Produktionsbereich zu schnell auf Informations- und Kommunikationstechniken übertragen wurden.

Kulturelle Orientierungskomplexe: religiöse Haltungen, moralische Normen, ästhetische Ideale, paradigmatische Orientierungen

Soziale Dynamik der technischen Entwicklung: Mehrere Orientierungskomplexe existieren nebeneinander in unterschiedlichen Konfigurationen

-> Frage: Ob und in welchen Phasen die kulturelle Orientierung die Führungsrolle übernimmt

Als Beispiel wird das Telefon gewählt, das nicht nur materielles Artefakt (mit einer linearen und bruchlosen Fortschrittsgeschichte) ist sondern auch ein kulturelles Artefakt (dessen technische und materiale Formgebung sich ständig verändert) und Teil eines umfassenderen technischen Komplexes.

Genese des Telefons geschah nicht in einem einzelnen Schritt, es ist ein mehrstufiger Prozess der Generierung und Selektion von Problemen und Lösungen im Wissenschafts-, Erifindungs-, und Anwendungskontext.

-> Das Telefon ist keine Materialisierung einer einzelnen Idee, wir fahnden nach den kulturellen Wurzeln und Varianten und kulturellen Konzepten von Kommunikation, die in der Technikgenese zu den onstruktionen des Geräts und des technischen Systems geführt haben.

  1. Der Technikgenese erster Teil: Die kulturellen Wurzeln des physikalischen Apparats in den Praktiken und Idealen der Naturforscher.

Die entscheidenden Erfindungsideen wurzelten nicht in einem konkreten Bedürfnis der Wirtschaft, des öffentlichen Lebens oder der Politik, die kulturellen Wurzeln sind in den Idealen und experimentellen Praktiken der Naturforscher zu suchen. Die wechselseitige Bezugnahme der naturwissenschaftlichen Forscherkultur hatte eine beschleunigende Wirkung auf die Technikgenese.

  1. Der Technikgenese zweiter Teil: Die soziokulturelle Innovation der Telefonkommunikation.

Entwicklung des Telefons ist das historische Resultat der Herausbildung verschiedener Kommunikationskonzepte - vor der Selektion und Institutionalisierung gab es ein breites Spektrum von Nutzungskonzepten:

Transportkonzept: Einseitige Nachrichtenübermittlung in Codes (kein Zusammenspiel von Sprechen und Zurücksprechen) Radiokonzept: Übermittlung von Sendungen an viele gleichzeitig Verständigungskonzept: Direktes Gespräch zwischen Personen bei örtlicher Abwesenheit, Gleichzeitig, Wechselseitigkeit, freie Wahl des Kommunikationspartners

Das Verständigungskonzept leitete die weitere technische Entwicklung in Richtung des Ausbaus von Netzen und Vermittlungsstellen

-> Mit der Erfindung eines Apparates ist eine Technik noch nicht im Alltag angelangt, unterschiedliche Nutzungsvisionen werden in unterschiedlichen Milieus entworfen und erprobt - die dahinterstehenden kulturellen Konzepte prägen die Konzepte.


Kapitel 13: Telefon und Kommunikationskultur - Akzeptanz und Diffusion einer Technik im Vier-Länder-Vergleich


  1. Das Problem

Durchsetzung des Telefons verlief sehr unterschiedlich in USA, GB, Deutschland und Frankreich, obwohl die gleichen Ressourcen vorhanden waren. Diffusionstheorien können diesen Verlauf nicht erklären, da es um die soziale Projektierung eines künftigen Technikumgangs und die kulturelle Aneignung einer neuen technischen Praxis geht. Für den Wandel von Werten und Lebensstilen fehlt hier ein theoretisches Sensorium.

  1. Diffusion technischer Neuerungen: Soziologisch betrachtet

Ökonomische und statistische Blickwinkel betrachten oftmals nur die Phase der Reifung einer Technologie und ihrer Verbreitung. Stärker ökonomisch orientierte Theorien betrachten Angebots- und Nachfragestrukturen, um Diffusion zu erklären: Angebotsorientierte Ansätze setzen bei Gewinnerwartungen der Unternehmer an. Erfolgreiches Investitionsverhalten durch andere Unternehmen beschleunigt die Diffusion. Nachfrageorientierte Ansätze betrachten die Entscheidungen der Verbraucher, Preise und verfügbare Einkommen.

Problematisch:

Vergesellschaftung der Technik: Unterschidliche Nutzungsvisionen als Projekte unterschiedlicher Akteure - dafür muss eine Arena insitutionalisiert werden, in der diese Akteure ein einheitliches System aushandeln und sich daran orientieren können

Kultivierung einer Technik: Umgangsformen werden in das Wissens- und Verhaltensrepertoire alltäglichen handelns eingebaut und gegenüber gegenwärtigen Techniken durchgesetzt. Der Übergang von Expertentechnik zur Laientechnik muss verschiedene Hürdne nehmen, oft sind Pionierkulturen oder soziale Bewegungen dafür entscheidend.

  1. Instituionalisierte Arenen und Diskurse der sozialen Akteure zur Diffusion des Telefons

Es ist weder anhand der Volumina an Kapital, des Wissens oder der Konzentration politischer Macht allein die Diffusion des Telefons zu erklären. Es bedarf der Abstimmung zwischen den Orientierungen des Systems und die Übersetzung der Nutzungspotentiale für die Nutzungspraktiken von laien in ihren Alltagswelten. In Großbritannien gab es eine mangelnde Akkordierung der Interessen, in Frankreich fehlte es an kultueller Legitimation, in Deutschland wurden nicht alle relevanten Akteure in die Arena miteinbezogen. In den USA gab es eine diskursiv abgestimmte Vision der zukünftigen Nutzung und es gab eine erhöhte soziale Akzeptanz.

  1. Kulturen der Kommunikation und Technikakzeptanz

Technikakzeptanz: Bereitschaft von gesellschaftlichen Gruppen, neue technsiche Praktiken in die bestehende Alltagspraxis aufzunehmen und zu erproben.

Die Verbreitung einer Praxis steht im Konflikt mit anderen Technikkulturen. Es bedarf eines kulturellen Wandels, durch den sich Werte und Handlungsstile ändern.

In Frankreich lag eine monologische Kommunikationsorientierung vor, Zwei-Weg-Kommunikation widersprach dem gängigen hierharchie- und kontrollorientierten Habutus. In Deutschland herrschte ein autoritäter stil, in Großbritannien wurde viel Wert auf Habitus und feine unterschiede, also das Auftreten der Menschen gelegt. In den USA hingegen gab es offene Grenzen für Einwanderer und eine offene und pragmatische Kommunikationskultur, die viel auf mündlicher Form basierte. Diese Informalität öffnete dem Telefon das Tor zur allgemeinen Verbreitung.

  1. Anregungen zur Einschätzung der gegenwärtigen Akzeptanzdebatten

Entscheidend für die Beurteilung der Akzeptanz ist nicht der technische Körper, sondern seine kulturelle Rahmung und Integration in die alltägliche Praxis. Erst die soziale Innovation des Umgangs mit einer Sache vollendet die kulturelle Aneignung einer technischen Innovation. Im Verlauf ihrer Genese durchläuft Technik unterschiedliche Instanzen, die Nutzungsvisionen entwerfen. Diese abweichenden Interessen müssen in einer Verhandlungsarena miteinander konfrontiert und akkordiert werden, damit der Ausbau eines technischen Systems und die Diffusion glücken kann.

Damit ist eine Technikdebatte keine Krise, sondern die Chance zur kulturellen Rahmung und sozialen Gestaltung einer Technik.


Kapitel 14: Paradoxien der Informatisierung - Bedroht die Computertechnik die Kommunikation im Alltagsleben?


  1. Problemstellung: Computertechnik und sozialer Wandel des Alltagslebens

Wandel von der Industrie- zur Informationsgesellschaft - was unterscheidet den Computer von anderen Maschinen? Die konkrete Maschine verliert an Bedeutung, gegenüber der abstrakten Maschine, die darüber entscheiden, wie die Hardware genutzt wird -> Funktionsoffenheit. Computer ist außerdem ein integrierendes Element in komplexen technischen Systemen.

Wandel des Alltagslebens: 1. Technisierung der sozialen Räume, mit weiteren materiellen Artefakten und der Kopplung an Systeme und 2. die Methodisierung der Kommunikation, durch die Umformung in formale Aussagen, die eindeutig und automatisch verarbeitet werden können.

Folgen sind umstritten und werden kritisch betrachtet, wie die Volkszählung, auf der anderen Seite entstehen selbstorganisierte Netzwerke und kleine Verlage, etc. - es gibt positive und negative Folgen, die genaue Ausgestaltung der Effekte ist aufgrund der Flexibilität der Verwendungen nur schwer vorherzusehen. Beide Sichtweisen folgen aber zwei Fehlschlüssen, zum Einen wird eine Analogie zur maschinisierung der Industrie und Arbeitsabläufen gezogen, zum Anderen werden Krisentheoreme der Ökonomisierung auf das kulturelle Alltagsleben angewandt.

Situationen des Alltagslebens sind geprägt durch spontane Interaktion, wechselseitige Einbindung, sie formen die soziale Identität des Einzelnen gegenüber der Gesellschaft, in deutenden Gesprächen wird die Kultur weitergegeben und erneuert. Sozialisation, kulturelle Reproduktion bleiben immer auf verständigungsorientierte Kommunikation angewiesen. Eine Krise der Kommunikation liegt vor, wenn:

  1. Visionen der Informatisierung des Alltags

Positive Blickwinkel prophezeien einen gesteigerten Komfort und die Freisetzung von Ressourcen für das Individuum. Negative Blickwinkel befürchten eine Unterordnung des Privaten und Familären unter industriell-ökonomische Logiken. Rationalisierung des Alltagslebens, Kommunikation wird in vorprogrammierte Bahnen gelenkt und durch Medien vermittelt und erfahren. Bildung wird auf Computer ausgerichtet, Kreativität untergraben. Insgesamt wird prophezeit, dass das Alltagshandeln und -denken den Imperativen der Wirtschaft und zentralstaatlichen Kontrolle unterworfen. Kapitalistische Ökonomie verzehre die kommunikativen und motivationalen Ressourcne, die für das Funktionieren uneigennütziger Tätigkeiten wie Erziehung und Pflege benötigt werden.

  1. Technische Entwicklung, Alltagsleben und die Paradoxie der Rationalisierung

Rammerts Kritik: Entspricht nicht den gegenwärtigen Diskussionen zur technischen Entwicklung und Alltagsleben

3.1 Soziale Dynamik der technischen Entwicklung

Oft wird die umgekehrte Wirkungsweise von Gesellschaft auf Technologie nicht berücksichtigt, oder ein technologischer Determinismus wird durch eine ökonomischen Determinismus ersetzt. Rammert plädiert daher für das Konzept einer sozialen Dynamik der technischen Entwicklung, das sowohl die gesellschaftlichen Entstehungsbedinungen als auch die Folgen technischer projekte für die Gesellschaft umfasst. So können wechselnde Einflüsse von Akteuren berücksichtigt werden und unterschiedliche Interessen die sich niederschlagen. Ergebnis ist aber immer auf das Zusammenspiel von Bedingungen genüpft und nie an einen einzelnen Akteur.

3.2 Ein interaktionistisches Konzept des Alltagslebens

Rammert sieht eine Schwäche im unterdefinierten Begriff des Alltagslebens und plädiert für eine interaktionistische Sichtweise. Alltagsleben bezeichnet die sozialen Situationen, in denen der Anschluss der einen an die andere Handlung eher über Sprache vermittelt wird und weniger präformiert ist. Wo sich Biographien bilden und gemeinschaftliche und öffentliche Lebensformen entwickeln und entfalten. Dafür bleibt die Kommunikation unersetzbare Grundlage.

[finde ich nicht sehr stichhaltig als Definition des Alltagslebens, wo bleibt die Betonung von kulturellen Muster, gesellschaftlichem kollektiven Wissen, etc.?]

3.3 Krisen des Alltagslebens und die Paradoxie der Rationalisierung

Welche Bedeutung hat das interaktionistische Muster für die Krisentheorie des Alltagslebens?

[verstehe ich nicht]

-> Es sind die sozialen Organisationsprinzipien eines technischen Systems und die Umgangsstile mit dem Computer in verschiedenen soziokulturellen Mileus, die eine entscheidende Rolle für krisenhafte Folgen der Informatisierung spielen.

  1. Informatisierung und Wandel der Kommunikationsformen im Alltagsleben

Krisen in der Industrie lassen sich durch Störungen beobachten, im Alltagsleben ist das eher schwierig. Störungen lassen sich häufig nur auf der Eben der lebsnformen und ihrer impliziten Normalitätsauffassung feststellen. Kommunikation ist elastisch und innovativ, Normen wandeln sich, es gibt daher keine harten Grenzen und kritischen Punkte.

-> Lösung: Durch die ausgemachte Differenz zwischen sozialer Integration (auf Sprache und wechselseitige Verständigung angewiesen) und Systemintegration (kann auf symbolisch generalisierte oder technische Medien umgestellt werden) können Bedingungen für kritische Tendenzen und Grenzen der Informatisierung benannt werden.

4.1 Krise der Identität?

Es wird einerseits befürchtet, dass der Computer einen maschinellen und autistischen Charakter fördert oder verstärkt, Menschen würden sich der binären Logik und Denkweise anpassen. Optimisten wenden ein, dass mit jedem neuen Artefakt auch der Raum der Selbsterfahrung erweitert wird. Allerdings abstrahiert das zu sehr von den sozialen Bedingungen, den Strukturen der Vernetzung und den Kulturen der Nutzung. Wenn die medienvermittelte Form der Wahrnehmung gegenüber anderen Formen monopolisiert, dann wäre eine Verarmung der Kultur zu befürchten.

4.2 Krise der Gesellschaft

Gemeinschaften bilden sich duch geteilte Umgangsweisen mit Dingen, Menschen, Symbolen oder durch eine gemeinsame Anschauung und entstehen aus wechselseitigen Verschränkungen von Perspektiven und verständnis. Sie setzen unmittelbare Kommunikation und Verständigung voraus Das ist eher bei losen Handlungsgeflechten des Alltagslebens zu verorten als in formalen Organisationen.

Der Computer gefährde laut der Kritiker die soziale Vereinsamung und der Umgang begünstige die Schematisierung der Kommunikation im Alltagsleben auf vorgegebene Muster und es entstehen soziale UNgleichheiten. Computeranalphabeten fänden sich am Rande des sozialen Lebens wieder. Optimisten sehen eine Chance, Kontakte zu intensivieren und zu vereinfachen, überregionale Gemeinschaften werden ermöglicht und marginalisierte Personen können sich leichter eingliedern, da Aussehen, Einkommen etc. keine Rolle spiele.

Beide Auffassungen verfehlen die Probleme sozialer Gemeinschaftsbildung: Eine Einheit hat es auch vorher nicht gegeben, soziale Integration wird dann gefährdet, wenn die Kommunikation und ihre Vielfals durch generalisierte und technische Medien monopolisiert bzw. wenn die Kreation neuer handlungs- und Wahrnehmungsformen dadurch behindert würde.

Umgekehrt kann das technische Netz der Kommunikation auch nicht die Lücken sozialer Verflechtungen schließen, er kann zwar das kommunikative Handeln von Gruppen verstärken, aber nicht erschaffen.

4.3 Krise der Öffentlichkeit und der politischen Kultur?

Öffentlichkeit: Sphäre sozialen Lebens, in der sich über Diskurse Meinungen bilden, Parteiungen formieren und kulturelle bewegungen in Gang setzen, wo Kultur nicht nur reproduziert, sondern auch weiterentwickelt und verändert wird.

Befürchtung der Kritiker: Das Erzeugen und Übertragen von informationen wird immer kunstvoller, aber auch stärker zentral und vertikal organisiert. Modernisierungstheoretisch erlösen uns die elektronischen Medien eher von der Abstraktheit und ermöglichen eine Kommunikation im global village und kritische Geschehen können im Nu weltweit wahrgenommen werden.

Dabei wird unterschlagen, unter welchen sozialen Bedingungen Informationen transformiert werden. Der Prozess der Erzeugung und Interpretation von Bedeutung kann nicht auf allen Ebenen durch technische Informations- und Kommunikationssysteme ersetzt werden, ohne einen Substanzverlust an politischer Kultur auszulösen. Die Wahrnehmung von BIldern und das Verknüpfen von Daten ist auf Intepretation und gemeinsame Erörterung angewiesen. Diese Kommunikationsformen stellen den Kontext her, der den Daten den Sinn gibt.

Kritisch wird es, wenn

  1. Medien so organisiert werden, dass sie die isolierte häusliche Privatssphäre gegenüber öffentlichen Diskussionen privilegieren
  2. der individuelle Aufwand, Daten zu Sammeln, Sichten und zu Verwalten so groß wird, dass die Zeit für das Argumentieren entzogen wird
  3. voranging die technischen, okonomischen und beruflichen Umgangsweisen mit dem Computer erlernt werden (statt kreative und soziale Umgangsformen)
  4. die kulturelle Vielfalt der Kommunikationsformen durch Eindimensionalität des industriellen Paradigmas homogenisiert und monopolisiert würde

  5. Paradoxien der Informatisierung der Kommunikation im Alltagsleben: Ein Resümee

Die Krisen des Alltagslebens sind nicht allein in der Informatisierung oder Zunahme von sachlichen Artefakten zu erklären, die Bedingungen für krisenhafte Entwicklungen sind in den Weisen zu suchen, wie mit den Paradoxien der Informatisierung der Kommunikation umgegangen wird:

  1. Paradoxie der Differenz von technischer Datenbewegung und sprachlicher Verständigung: Die Lasten der Interpretation, Gewichtung und Kontrolle der Ergebnisse von technisierter Kommunikation werden verschoben auf vor- und nachgelagerte Bereiche. Es steigt der Aufwand, sich darüber zu verständigen, was informatisiert werden soll, rückzuübersetzen, und die Einsicht in die Funktionsweise zu vermitteln. Es steigt der Bedarf an Kommunikation, wo eigentlich entlastet werden soll.
  2. Paradoxie der Differenz von Systemintegration und sozialer Integration: Mit der Technisierung von Kommunikationsprozessen steigen die Ansprüche an soziale Bindungskräfte - sozialen Gruppen musst Raum und Autonomie gegeben werden, eigene Erfahrungen zu sammeln und das Ausmaß und Art der informationstechnischen Systemgestaltung nach ihren Interessen zu verhandeln
  3. Paradoxie der Differenz von formaler und materialer Rationalisierung: je mehr sich technologische Rationalität ausbreitet, desto stärker belastet sie das Alltagsleben mit Nebenkosten und Folgerisiken. Die Remoralisierung technischer Fragen ist Ausdruck einer Krise des Modernitätsparadigmas

-> nicht die technischen Eigenarten des Computers, sondern die sozialen Bedingungen seines Einsatzes erzeugen potentielle Krisen -> Weder der Imperialismus der Ökonomie noch Imperialismus technischer Vernungt sind verantwortlich, sonder die Weise des Umgangs mit den Paradoxien

Denn die Kommunikation im Alltagsleben muss notwendigerweise eng mit den normativen und emotionalen Kontexten der Verständigung verbunden bleiben, wenn sie in Prozessen der Sozialisation, sozialen Integration und kulturellen Reproduktion ihre spezifisch bindende und bildende Kraft entfalten soll.


Kapitel 15: Materiell - Immateriell - Medial: Die verschlungenen Bande zwischen Technik und Alltagsleben


  1. Einleitung

Materialistische Ansätze sehen eine geradlinige Verbindung zwischen materiellen Artefakten und den sozialen Verhaltensweisen. Technik wurde oft als fertiges Produkt angenommen, es ist aber fraglich, ob sich aus der stofflichen Gestalt allein ein sozialer Charakter erschließen lässt.

Ansatz: Das soziale Wesen der Technik erschließt sich weniger aus dem Produkt, als aus dem Prozess und die immateriellen Schemata der Technisierung. Das Material speichert den Entwurf für eine Technisierung, der technische Entwurf verleiht dem Material seine zweckmäßige und zweckhafte Form.

Damit wird Technisierung für verschiedenen Materialitäten geöffnet, für Sachen, Handlungen und Symbolde die zu technischen Gebilden verkoppelt werden. Die Beziehung zwischen diesem Technikbegriff und Alltagsleben sind vielfältiger und verschlungener. Im Umgang mit Technik kreuzen sich Sinngebungen, es gibt rivalisierende Technikentwürfe, und einige Techniken haben ihre Wurzeln im Alltagsleben und nicht in den Maschinen.

Materialistische Auffassungen betonen die Abhängigkeiten, kulturalistische Auffassungen neigen zur Akzentuierung der Aneignungsmöglichkeiten während es keine grenzenlose soziale Gestaltbarkeit gibt.

Wie kann man dem materiellen Charakter von Technik gerecht werden und gleichzeitig für verschiedene kulturelle Ausdrucksformen offen bleiben?

-> Medientheoretische Technikauffassung

  1. Technik als sachliches Artefakt: Die materiellen Bande zwischen Technik und Alltagsleben

beziehung zwischen Technik und Alltagsleben wird analog zum Zusammenhang von Technik und Produktionssystem konzipiert:

  1. Alltagsleben wird durch strukturelle Vorgaben der Produktionstechnik berührt
  2. Produktionstechniken verändern Konsum und Subsistenzweise der Haushalte
  3. Massenrpoduktion langelebiger Konsumgüter (Waschmaschine, mikrowelle) wirken sich auf Arbeitsteilung und Eigenproduktion aus
  4. Anschluss an technische Netze schaffen eine Abhängigkeit des Einzelnen von der Infrastruktur

Daraus wird oft auf eine determiniserende Beziehung von Technik auf das Alltagsleben geschlossen. Oder Technik ist das Vehikel anderer Prinzipien wie der Ökonomisierung. Es werden durch Sachen Zwänge vermittelt.

Kritik daran:

-> Der Anteil des Alltagslebens selbst an seiner eigenen Technisierung und an der Kulturivierung der technischen Artefakte sollte nicht vernachlässigt werden.

  1. Technik als kulturelles Artefakt: Der Geist der Technisierung oder die Entbindung der Technik aus der Kultur.

Sozialer Charakter einer Technik entbirgt sich hinter den Prozessen des Hervorbringens. Technisierung zielt auf die Konstruktion von funktionierenden Wirkungszusammenhängen ab. Sie bedient sich dabei der Schmeatisierung von natürlichen und sozialen Prozessen und kombiniert die Einheiten zu Sequenzen der Problemabarbeitung. Das Konstruktionsschema - ist der Geist, der die Materie beseelt (Algorithmen, Architektur,…)

Wie verhält sich das zum Alltagsleben?

Es gibt Ansätze, die eine gegenseitige Verstärkung von Technik und Alltagsleben sehen, so werden bspw. menschliche Beziehungen maschinisiert. Andere sehen eine symbolische Funktion, die auf das Alltagsleben ienwirkt, indem sie Modelle und Metaphern bereitstellt, und die Wirklichkeit in neuer Weise sozial konstruiert: Defining Technologies.

Das ist fast ein symbolischer Determinismus

Die Leitsemantiken ändern sich jedoch mit den sozio-kulturellen Milieus auf die der Computer trifft, für einige ist es intellektuelle Herausforderunge, für andere Designobjekt, für andere Hobby-Basteln-Objekt…

Erst der Umgang mit der Sache macht Technik zu einem relevanten sozialen Faktor. Weder das materielle Substrat noch die ursprüngliche Idee wirkt sich unmittelbar auf das Alltagsleben aus, es ist eine interaktionistische Verbindune: Geräte und Ideen sind Angebote die von verschiedenen Alltagskulturen aufgegriffen umgedeuteut und im Umgang neu kreiert werden.

Es entstehen keine fertigen Techniken, die Erzeugung einer Technik ist als als Kette von Technisierungsprojekten und Nutzungsvisionen verschiedener Akteure zu rekonstruieren, die sie ständig neu aushandeln

  1. Technik als Medium: Technik und menschliche Sinne - sozialer Sinn und Technisierung

Anforderung: Auf der einen Seite Unterschiede in Materialität berücksichtigen, auf der anderen Seiten offenheit für die Vielfalt sozio-kultureller Ausdrucksformen. Es geht um die Relationierung von Technik und Sinn.

Anthropologischer Ansatz: Techniken als verstärkung und Verlängerung menschlicher Sinne, und diese Sinne sind Medien der Wahrnehmung und Kommunikation. Medien haben eine strukturierende Wirkung auf die Sinne des Menschen, auch unabhängig vom Akteur oder Inhalten. Dieser these fehlt aber die Analyse der Überformung der sinnlichen Erfahrungen (Einfluss des Sozialen)

Einer soziologischen Theorien mangelt es an Interesse an der Materialität der Medien, aber stellt die technische Funktionalität von Medien für die soziale Organisation von modernen Gesellschaften heraus. Sie stellen sicher, dass Kommunikation gelint innerhalb der Funktionssysteme, bspw. indem Sprache das Verständnis ermöglicht, Schrift den Adressatenkreis vergrößert, etc. Es geht dabei um die Technisierung der Kommunikation, also die Schematisierung Grenze: Verweigert sich derÜberlegung zur differentiellen Wirkung von Materialitäten - Materialität wird in die Umwelt verweisen

-> Kombination dieser Ansätze: Technik als Ergebnis einer mehrstufigen Selektion:

  1. Stufe: Technisierung wird als ein Schema des Wahrnehmens oder Operierens von anderen Haltungen und Handlungsweisen abgegrenzt. Eine technische Herangehensweise liegt im Gegensatz zur moralischen oder äasthetischen immer dann vor, wess es um das problemlose Funktionieren und Fixieren von Abläufen geht, zum Zwecke einer angestrebten Wirkung. Damit ist Technik immer schon Bestandteil des Alltagslebens gewesen.

  2. Stufe: Selektion zwischen verschiedenen Medien, in denen die Technisierung als Form fixiert wird. Mit Medien werden neue materiale Umwelten und neue Sinneswelten konstituiert.

  3. Stufe - hier wird zwischen verschiedenen Formen der Vergesellschaftung und Kultivierung gewählt, wir haben es mit jeweils instituionalisierten Techniken und den unterschiedlichen Formen des Umgangs

und kann schlussendlich zum besseren Verständnis der Unterschiede zwischen Diskursen der Technologie, der Soziologie und des Alltags beitragen